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20200417 Piras CaritasRANSBACH-BAUMBACH. Viele Menschen sieht man nicht in diesen Tagen. Sie sind alle zu Hause. Auch die Straßen sind meist leer. Obwohl – nicht ganz! Die kleinen weißen Autos mit dem roten Caritas-Kreuz sind trotz Corona-Krise täglich im Einsatz. Die Mitarbeiter der Caritas-Sozialstationen arbeiten gerade jetzt noch mehr im Dienste anderer. Dazu gehören auch Monika Piras und ihr Team. Piras leitet seit nunmehr 15 Jahren die Caritas-Sozialstation Wirges-Selters-Kannenbäckerland, die ihren Sitz in Ransbach-Baumbach hat. Die Pflege von kranken und hilfsbedürftigen Menschen stellt sie und ihr Team gerade jetzt vor eine besondere Herausforderung. Foto (2020-04 Monika Piras):
Monika Piras, Leiterin der Caritas-Sozialstation Wirges-Selters-Kannenbäckerland in Ransbach-Baumbach, sorgt mit ihrem Team dafür, dass die Versorgung der Klienten auch während der Corona-Krise wie gewohnt weitergeht. Die gelernte Krankenschwester ist seit 1989 beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn tätig und leitet seit nunmehr 15 Jahren die Sozialstation in der Töpferstadt.

Frau Piras, die wichtigste Frage vorab: Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Gott sei Dank geht es mir gesundheitlich gut.

Sie arbeiten in der Betreuung alter Menschen und der mobilen Pflege. Wie schaffen Sie es im Moment die Caritas-Sozialstation in Ransbach-Baumbach zu organisieren?
Aktuell ist jeder Tag für uns eine Herausforderung. Der Krankheitsausfall von Mitarbeitern (keine Corona-Erkrankungen!) ist zu kompensieren, ebenso wie quarantänebedingte Ausfälle. Da ist es hilfreich, dass wir ein sehr motiviertes, tolles Team haben, mit dem wir unsere Klienten nach wie vor konstant pflegen und betreuen können.

Mit welchen Problemen hat die Sozialstation in der Corona-Krise ganz besonders zu kämpfen?
Es herrscht eine große Unsicherheit bei den Klienten und Angehörigen. Einige Klienten haben - aus Sorge von sich aus - die Versorgung erstmal ausgesetzt. Dennoch kommen aber auch neue Klienten in die Versorgung. Von unseren Patienten und Mitarbeitern ist aktuell niemand positiv an Corona erkrankt. Ein Problem ist – wie fast überall - die Beschaffung der erforderlichen Schutzausrüstung. Hier gibt es Unterstützung seitens des Gesundheitsamtes, der Sanitätshäuser und auch durch das Ministerium.

Was geben Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern morgens mit auf den Weg?
Wichtig ist, dass die erforderlichen Hygienemaßnahmen nach dem Robert Koch Institut (RKI) umgesetzt werden, um sich und die Patienten zu schützen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier geschult und halten den Standard zuverlässig ein. Ruhiges und besonnenes Arbeiten ist wichtig, damit die Klienten ein Gefühl der Sicherheit haben, trotz der Corona-Krise.

Wie schützen sich die Pflegekräfte selbst? Und wie schützen sie die alten Menschen, die auf ihre regelmäßigen Besuche dringend angewiesen sind?
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen sich durch das Tragen von Handschuhen, regelmäßige Händedesinfektion, Mund-und Nasen-Masken sowie bei Bedarf mit Schutzmasken und Einmalkittel.

Wie groß sind die Sorgen der alten und pflegebedürftigen Menschen? Wie gehen sie mit der verordneten Einsamkeit um?
Die Sorgen sind sehr groß. Aufgrund der jüngsten Meldungen über die Todesfälle in Senioreneinrichtungen vor Ort sowie in der Verbandsgemeinde Selters ist die Angst und Verunsicherung der Klienten und ihrer Familie zusätzlich angestiegen.
Die Vereinsamung ist schon generell ein großes Problem. Oft sind wir der einzige Kontakt am Tag. Und wenn die Menschen noch gewohnt waren, nach draußen zu gehen, um mal einen Kaffee zu trinken oder mit den Nachbarn zu sprechen, ist es nun natürlich doppelt schlimm. Viele unserer Senioren leiden sehr darunter, dass derzeit kaum ein vertrauter Kontakt mit Kindern, Enkeln und Freunden möglich ist.

Gibt es Möglichkeiten, wie die Bevölkerung gerade euch und euren Patienten helfen könnte?
Wir haben in den letzten Wochen viel praktische Unterstützung durch nette Damen aus der Bevölkerung, Patientinnen, eigene Mütter, Schwiegermütter und berentete Kolleginnen erfahren. Sie alle haben für uns unentgeltlich waschbare Textilmasken genäht, die wir täglich im Einsatz haben. Das ist eine tolle Hilfe!

Gibt es einen Notfallplan, falls in der Sozialstation jemand erkrankt?
Ja, ein Pandemieplan ist vom Caritasverband erstellt. Bei Verdachtsfällen steht das Gesundheitsamt sehr hilfreich zur Seite. Außerdem haben wir einen Notfallplan, der die Versorgung sicherstellt. Dazu gehört auch die schriftliche Festlegung von Angehörigen, die dann für einen gewissen Zeitraum den Klienten selbst versorgen würden.

Corona verängstigt viele Menschen, wie ist das bei Ihnen selbst?
Ich habe großen Respekt vor der Situation und mir ist sehr bewusst, wie entscheidend das Einhalten der Regeln ist. Ruhe bewahren ist für mich das Gebot der Stunde. Keine Panik entwickeln und sich mit den Kollegen austauschen, auch über die eigene Unsicherheit.

Sie strahlen sehr viel Positives aus. Daher abschließend die Frage: Schaffen wir es, diese Krise zu überwinden?
Davon bin ich überzeugt. Es ist eine große individuelle und gesellschaftliche Prüfung. Diese Krise setzt auch viele menschliche Stärken frei - etwa Solidarität und Hilfsbereitschaft. Außerdem schärft sie den Blick für das, was wirklich wichtig ist.


„Der Schutz steht stets an erster Stelle“
Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn betreibt insgesamt vier Sozialstationen - neben der Einrichtung in Ransbach-Baumbach sind dies die Sozialstationen Montabaur-Wallmerod, Westerburg-Rennerod sowie Lahnstein-Braubach. Aktuell kümmern sich im Westerwaldkreis und Rhein-Lahn-Kreis rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Pflege und Versorgung von 1434 Patienten.
„Obwohl die Pflegekräfte derzeit einer besonders hohen Belastung ausgesetzt sind, ist die Versorgungssicherheit unserer Patienten immer gewährleistet“, betont Claudia Brockers und verweist darauf, dass man sich beim täglichen Kontakt mit den zu versorgenden Menschen strikt an die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes halte. Von Ausfällen sei man bis dato glücklicherweise verschont geblieben, erklärt die Abteilungsleiterin Ambulante Hilfen beim Caritasverband. Unter den insgesamt 300 Mitarbeitenden in der ambulanten Pflege hat es bislang lediglich zwei positive Corona-Fälle gegeben. „Beide Kolleginnen sind aber frühzeitig in Quarantäne gekommen. Eine davon ist nach überstandenem Verlauf erfreulicherweise sogar schon wieder im Einsatz“, sagt Claudia Brockers, für die der Schutz der Patienten wie auch ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets an erster Stelle steht. (Quelle Caritasverband Westerwald)