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Der Westerwaldkreis verursacht im Vergleich mit den anderen rheinland-pfälzischen Kreisen und kreisfreien Städten hohe Ausgaben für Medikamente auf Kassenseite. Das zeigt der Arzneimittelreport der BARMER GEK, der von Professor Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I des Klinikums Saarbrücken, erstellt worden ist. Die Arzneimittelausgaben der Krankenkasse pro Kopf im Westerwaldkreis lagen 2015 bei 503 Euro. Damit liegt der Landkreis über dem Landesdurchschnitt von 484 Euro (Bundesdurchschnitt: 485 Euro) und im Vergleich aller 36 Landkreise und kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz auf Platz elf. Im Vorjahr lagen die Ausgaben für Arzneimittel im Westerwaldkreis noch bei 475 Euro. Demografisch lassen sich die Unterschiede nicht erklären, denn die Daten wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert.

Interessant sind die Rheinland-Pfalz-Zahlen des Arzneimittelreports. In kaum einem anderen Bundesland gibt es mehr Menschen, die mindestens fünf Medikamente pro Jahr zu sich nehmen, als in Rheinland-Pfalz. „Wenn Versicherten fünf oder mehr Arzneimittel in einem Jahr von ihren Ärzten verordnet werden, spricht man von Polypharmazie“, erklärt Volker Stausberg, Regionalgeschäftsführer der BARMER GEK. In Rheinland-Pfalz werden rund jedem Dritten (33 Prozent) mehr als fünf Arzneimittel im Jahr verordnet. „Polypharmazie bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine unangemessene Übertherapie erfolgt. Viele Untersuchungen legen aber nahe, dass bei Patienten mit Polypharmazie teils Arzneimittel unnötig eingenommen werden“, erläutert Stausberg. Dabei bestehe ein erhöhtes Risiko von Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten. Patienten haben seit 1. Oktober 2016 Anspruch auf einen Medikationsplan, wenn sie mindestens drei zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnete Medikamente gleichzeitig und dauerhaft einnehmen.
„Verordnungsquoten bei Biosimilars medizinisch nicht erklärbar”
20161230 Arzneimittelausgaben Landkreise 2016Die Arzneimittelausgaben könnten sich allerdings besonders leicht in Rheinland-Pfalz senken lassen. Grund ist, dass Rheinland-Pfalz im bundesdeutschen Ländervergleich nur auf dem elften Platz beim Einsatz von Biosimilars liegt. Biosimilars sind Nachahmerprodukte von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln (Biologika). Biosimilars machen in Rheinland-Pfalz nur 40,8 Prozent aller verordneten biotechnologisch hergestellten Arzneimittel aus. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 43,0 Prozent.
„Allein bei der BARMER GEK in Rheinland-Pfalz hätten sich im Jahr 2015 durch die konsequente Verschreibung von Biosimilars rund 820.000 Euro an unnötigen Ausgaben verhindern lassen. Bei einer Therapie mit biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln leidet die Versorgungsqualität nachweislich nicht“, sagt Stausberg. Durch den konsequenten Einsatz von Biosimilars könnten in der gesetzlichen Krankenversicherung Mittel frei werden, die für andere innovative Medikamente nutzbar seien. Ein Biosimilar sei im Schnitt 25 Prozent günstiger als das Originalpräparat.
„Medizinisch lässt sich das unterdurchschnittliche Abschneiden von Rheinland-Pfalz im Vergleich mit den anderen Bundesländern bei den Verordnungsquoten von Biosimilars nicht erklären. Dass viele Ärzte Biosimilars nur selten verordnen, könnte an der Informationspolitik der Pharmahersteller liegen, die schwindende Umsätze bei ihren teureren Originalpräparaten befürchten“, sagt Stausberg. Umso mehr komme es auf die Kassenärztlichen Vereinigungen in den einzelnen Ländern an, noch stärker über Biosimilars zu informieren und mögliche Vorurteile aus der Welt zu räumen. Auffallend sei zudem, dass in Rheinland-Pfalz der Einsatz von Biosimilars zwischen 2010 und 2015 im Vergleich zu den anderen Bundesländern nur wenig zugenommen habe. Der Landkreis Altenkirchen verursacht im Vergleich mit den anderen rheinland-pfälzischen Kreisen und kreisfreien Städten höhere Ausgaben für Medikamente auf Kassenseite. Das zeigt der Arzneimittelreport der BARMER GEK, der von Professor Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I des Klinikums Saarbrücken, erstellt worden ist. Die Arzneimittelausgaben der Krankenkasse pro Kopf im Landkreis Altenkirchen lagen 2015 bei 487 Euro.
Damit liegt der Landkreis knapp über dem Landesdurchschnitt von 484 Euro (Bundesdurchschnitt: 485 Euro) und im Vergleich aller 36 Landkreise und kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz auf Platz 19. Im Vorjahr lagen die Ausgaben für Arzneimittel im Landkreis Altenkirchen noch bei 492 Euro. Demografisch lassen sich die Unterschiede nicht erklären, denn die Daten wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert.

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