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20191003 Kundgebung HachenburgEin Braunes Haus ist für jede Stadt ein Schandfleck, aber Hachenburg wird sich von der AfD Westerwald besonders belästigt. Das zeigten 150 Menschen, die sich trotz den anfangs strömenden Regens vor dem Gebäudekomplex einfanden, in dem sich das Braune Haus be ndet. Dort will die AfD Westerwald ein Zentrum für Schulungen, Vorträge und interne Treffen errichten.
Die AfD Westerwald hielt ihren Standort bis zuletzt geheim, wer die Einweihungsfeier besuchen wollte, musste sich vorher anmelden. Es mag daran gelegen haben, dass sich nur wenige Menschen zum Vortrag von Hansjörg Müller (MdB Bayern) einfanden. Den Kennzeichen nach zu schleßen, nahm gut die Hälfte der Gäste eine lange Anfahrt in Kauf, der Rückhalt der AfD Westerwald scheint bei ihren eigenen Mitgliedern nicht sehr stark zu sein.

DEMOS e.V. freut sich über die klandestine Organisation: „Das beweist, dass die AfD im Westerwald auf dem Rückzug ist. Wie bei Rechtsrock-Konzerten wird verdeckt gehandelt, um die Aufmerksamkeit der demokratischen Öffentlichkeit zu meiden. Für ihr Herbstfest hielt die AfD Westerwald den Ort ebenfalls geheim und mietete unter dem Vorwand einer privaten Feier Grillhütten an, die von den Ortsbürgermeistern sofort gekündigt wurden, als der wahre Mieter bekannt wurde.“
Die AfD Westerwald, insbesondere in Hachenburg, ist stramm rechtsextrem. Das zeigt sich nicht nur in den eigenen Äußerungen, sondern auch in der Wahl ihrer Gäste. Vor einer Woche warenAndreas Kalbitz (Brandenburg), der sich seine rechtsextremen Sporen schon in der verbotenen „Heimattreuen deutschen Jugend“ (HDJ) verdiente, Sebastian Münzenmaier, der als Hooligan verurteilt wurde, Andreas Bleck, der nach eigenem Bekunden Mitglied des verfassungsfeindlichen BPE und Joachim Paul, Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Razceks zu Bonn zu Gast.
Der heutige Gast, Hansjörg Müller, ist mit Björn Höcke Erstunterzeichner der „Erfurter Resolution“ und Gründungsmitglied des völkisch-faschistischen „Flügel“. Er fordert unter anderem, sämtliche Vorstände deutscher Dax-Konzerne auszutauschen, da die amtierenden „illoyal (=globalistisch-deutschfeindlich)“ seien. Mit anderen Worten: Eine Arisierung der Konzerne.
Der Redner Martin Klein (Die Linke) zeigte anhand seines eigenen Beispiels, dass sich die AfD friedlich gäbe, aber unter vier Augen ihre wahren Absichten nicht verberge. So sei ihm am Rande einer Kreistagssitzung gesagt worden, für ihn sei bereits ein „Platz im Lager“ reserviert. Er geißelte die Abwesenheit der CDU bei der Kundgebung: Die Situation erinnere ihn fatal an die 1930er Jahre. Gerade jetzt müssten demokratische Kräfte zusammen stehen und dürften nicht spalten.
Mathias Flügel sprach für die Grünen. Mit Bezug auf die stark unterschiedlichen Wahlergebnisse in Ost und West sagte er: „Dank der AfD ist Deutschland wieder so gespalten wie vor der Wende. Die AfD versucht, durch diese Spaltung ihre Macht zu vergrößern.“
Die Sprecherin des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“ Koblenz, Rike Post, sprach von ihrer Jugend und ihren Freunden im Westerwald und betonte: „Wenn man an den Westerwald denkt, dann denkt man an Heimat.“ Diese Heimat werde man sich von der AfD nicht zerstören lassen. Sie versprach Justin Cedric Salka, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Jungen Alternative, Identitären und umtriebigem Kader, der zwei Mal im Verfassungsschutzbericht erwähnt wird: „Wenn du nochmal versuchst, einen Stammtisch in Koblenz zu organisieren, dann werde ich mit am Tisch sitzen. Und ich verspreche dir, für einen von uns wird das ein Spaß.“
Thomas Wenzelmann hielt für die JuSos eine engagierte Rede, in der er die Anwesenden an die Stolpersteine in Hachenburg und an den von Rechtsextremisten ermordeten Nihad Yusufoglu erinnerte. Das, sagte er, wolle er nie wieder in der Stadt erleben. Man stehe zusammen, um das bunte, freundlichen Hachenburg zu verteidigen und damit nicht aufhören, bis das Braune Haus verschwunden sei.
Vera Apel-Jösch, Schriftstellerin, rief der AfD zu, worauf sich alle vor Ort einigen konnten: Alerta Antifascista! (Aufgepasst, Antifaschisten!) und Nie wieder!
„Es war ein guter Tag für die demokratische Zivilgesellschaft. Dass sich so viele Menschen trotz des schlechten Wetters und der nur drei Tage dauernden Mobilisierung eingefunden haben, ist ein starkes Zeichen.“ sagte die Sprecherin von DEMOS e.V. „Die Unterstützung der Parteien SPD, Grüne und Linke, sowie die zivilgesellschaftlichen Gruppen aus der nahen und weiteren Umgebung bedeutet uns sehr viel, denn es zeigt, dass bei allen politischen Differenzen, die Demokratinnen und Demokraten zusammen stehen, wenn es um die Einheit gegen Rechtsextreme geht. Das macht Mut und gibt Kraft für die Zukunft.“
Der AfD war das Abbrennen eines Feuerwerks gestattet worden. Ein Bürger Hachenburgs berichtete, es habe sich wie Haubitzen vor der Stadt angehört. Eine deutlichere Mahnung, dass die AfD der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft den Krieg erklärt hat, hätte es nicht geben können.
(Quelle: Pressemitteilung, DEMOS e.V.)