WESTERBURG. Er war der erste Mensch, der mit einem solarangetriebenen Fahrzeug einmal um die ganze Welt reiste. Und jetzt hat Louis Palmer eine Mission: Er will alle für die Elektromobilität begeistern. Genau das ist ihm beim Fachforum der Energieversorgung Mittelrhein (evm) in Westerburg gelungen. Dort ließen sich zahlreiche kommunale Vertreter aus dem Westerwald über das Thema „Elektromobilität in unserer Region“ informieren. Die Zuhörer klebten Palmer förmlich an den Lippen, als er vom Abenteuer seines Lebens berichtete, das ihn auf einer Strecke von 54.000 Kilometer durch 38 Länder der Welt führte.
Die Idee, völlig ohne einen Kraftstoff den Globus zu erkunden, sich nur durch die Kraft der Sonne antreiben zu lassen, hatte Louis Palmer schon im Alter von elf Jahren elektrisiert. An diesem Kindheitstraum arbeitete der 47-Jährige dann konsequent. Als Gymnasiast zeichnete er Solarautos, und später gelang es ihm, für sein Vorhaben Sponsoren zu finden. Das Solartaxi, wie er es nennt, entwickelten für ihn Studenten der Hochschule in Luzern. Und während ihn zuvor alle für mehr oder weniger verrückt erklärt hatten, machte er sich schließlich am 3. Juli 2007 auf die Reise – und schaffte es tatsächlich, sich rein elektrisch, nur durch Sonnenenergie, fortzubewegen.
Auch die evm möchte der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen, wie Vorstandsmitglied Dr. Karlheinz Sonnenberg bei der Eröffnung des Fachforums betonte. „Das Interesse an Elektrofahrzeugen hat spürbar zugenommen“, sagte er in der Stadthalle Westerburg. Was die Rolle der Kommunen angeht, so erklärte Sonnenberg: „Mit ihren Fuhrparks können sie bei diesem Thema durchaus eine Vorreiterrolle einnehmen. Aufgrund der Ladeinfrastruktur, die nach und nach in den Privathaushalten geschaffen wird, ist es nicht sinnvoll, dass Kommunen eine flächendeckende Ladeinfrastruktur aufbauen.“
Diese Aussage konnte Michael Schramek, Vorsitzender des Netzwerks intelligente Mobilität, beim evm-Fachforum mit Fakten untermauern. Demnach hat eine öffentliche Ladeinfrastruktur gar nicht die Bedeutung, die ihr landläufig beigemessen wird. Gerade einmal zehn Prozent der Besitzer von Elektroautos sind Schramek zufolge auf öffentliche Ladesäulen angewiesen. Etwa 80 Prozent können ihr Auto zu Hause laden, weitere zehn Prozent beim Arbeitgeber. Und bei den Reichweiten, die E-Autos heute bereits haben, ist es nach Angaben des Experten ohnehin nicht notwendig, permanent eine Ladesäule in der Nähe zu haben. Nachts zu Hause laden – das ist mehr oder weniger Standard.
Um es allen, die sich für den Kauf eines Elektrofahrzeugs interessieren, möglichst leicht zu machen, hat die evm vor einigen Monaten das Regionale Netzwerk Elektromobilität gegründet. „Dabei geht es um eine ganzheitliche Beratung und Betreuung aus einer Hand“, wie Ulrich Elsenberger erklärte. Er betreut bei der evm das Geschäftsfeld Elektromobilität und konnte auch berichten, dass es ab dem 1. Mai die evm-Ladekarte gibt, die den Kunden den Zugang zu 8000 Ladestellen im In- und Ausland verschafft. Außerdem bietet die evm Privatleuten, Firmen, Flottenbetreibern und Behörden jeweils passgenaue Lösungen an.
Der Moderator des Abends, evm-Unternehmenssprecher Christian Schröder, warf in einer Diskussionsrunde eine Frage auf, die viele beschäftigt: „Ist eigentlich das Stromnetz auf die zunehmende Elektrifizierung des Verkehrs vorbereitet?“ Ulrich Elsenberger konnte hier aufklären: „Deutschland ist Meister im Stromexport. Pro Jahr exportieren wir 50 Terrawattstunden ins europäische Ausland. Das reicht rechnerisch, um 14 Millionen Elektrofahrzeuge mit Strom zu versorgen.“ Das genügt also fürs erste, aber nicht, um gleich 40 Millionen Fahrzeuge zu betanken – so viele Autos sind in Deutschland insgesamt zugelassen. „Hierfür reichen die aktuellen Erzeugungsmöglichkeiten nicht aus“, machte Ulrich Elsenberger deutlich. Daher warb er auch für einen vernünftigen Mix aus unterschiedlichen Antriebsarten, bei denen auch Erdgasautos eine große Rolle spielen können. Darüber hinaus könnten Photovoltaikanlagen auf den heimischen Dächern für Entlastung sorgen. „Insgesamt aber muss der Verkehr reduziert werden, beispielsweise durch ÖPNV und Carsharing-Modelle“, sagte Elsenberger.
So blieb am Ende des Abends die Erkenntnis, dass die Elektromobilität künftig eine große Rolle in der Region spielen wird. Und dass Louis Palmer nächstes Jahr vielleicht noch einmal in der Region unterwegs ist. Er spielt nämlich mit dem Gedanken, in Deutschland eine große Elektrofahrzeug-Rallye zu veranstalten. Beim Regionalforum knüpfte er dazu erste Kontakte mit Kommunalvertretern.