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Für die einen sind es die Ratten der Lüfte, für andere sind sie das Symbol für Frieden, an Tauben scheiden sich die Geister. Und manchmal werden es auch zu viele Tiere. In Limburg wird seit der Jahrtausendwende unter verschiedenen Vorzeichen immer wieder einmal darüber diskutiert, Maßnahmen zu ergreifen oder es auch sein zu lassen. Nun legt der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung einen Bericht zur Taubenproblematik vor. In diesem regt die Verwaltung die Schaffung von zwei Taubenhäusern an.

Während der Corona-Pandemie kam es vermehrt zu Klagen von Hausbesitzern, Bewohnern und Gewerbetreibenden, die sich über vermehrende Verkotung durch eine steigende Anzahl von Tauben beschwerten. Mehr Taubenkot auf Dächern und Balkonen, aber auch die Befürchtung um Schäden an der Gebäudesubstanz. In der Pandemie-Phase steigerte sich zum einen durch gestiegenen To-Go-Verzehr das Nahrungsangebot für die Tauben in der Innenstadt, zum anderen konnten sie recht ungestört am Boden picken, da die Straßen und Plätze oft verwaist blieben.

„In der Corona-Pandemie hat sich die Taubenpopulation nach unserem Eindruck deutlich vermehrt und ist wirklich zu einem Problem geworden, dass wir aktiv angehen müssen und auch angehen wollen“, macht der 1. Stadtrat Michael Stanke deutlich. Die vermehrt eingehenden Klagen und Beschwerden haben dazu geführt, dass die Verwaltung in den vergangenen Monaten den möglichen Einsatz von Taubenhäusern intensiver in den Blick genommen hat und dabei auch Erfahrungen aus Wiesbaden und Montabaur zurückgriff.

Taubenhäuser ermöglichen die Einflussnahme auf die Fortpflanzung der Tiere. Sofern Tauben die „Häuser“ als Brutmöglichkeit annehmen, können die Eier der Tiere entnommen werden und stattdessen durch Attrappen ersetzt werden. Dazu ist es notwendig, die Taubenhäuser dort anzubieten, wo sich die Tauben aufhalten, also an ihren Hotspots. Wichtig ist zudem eine kontrollierte Fütterung und Versorgung mit Wasser, um die Tiere an die Häuser zu binden und sich damit sie sich dort aufhalten. In anderen Städten wie Wiesbaden und Montabaur ist es gelungen, mit dem Einsatz von Taubenhäusern den Bestand um die Hälfte und mehr zu reduzieren, ohne eine Taube zu töten.

Die Vorlage regt an, in der Innenstadt ein Taubenhaus beziehungsweise einen Taubenverschlag im alten Rathaus anzubieten und ein weiteres Haus in einem Gebäude ganz in der Nähe des Neumarkts zu errichten, wobei mit dem Besitzer schon Kontakt aufgenommen wurde. Taubenhäuser müssen jedoch betreut werden, denn eine regelmäßige Eientnahme ist notwendig, zudem die Versorgung der Tiere. Die für das Jahr 2024 zunächst vorgeschlagene Summe in Höhe von 90.000 Euro, hierbei geht es um die einmaligen Investitionskosten, hält der Magistrat jedoch für zu hoch, ebenso die jährlichen Betriebskosten in Höhe von 13.000 Euro.

Ganz neu ist das Thema Tauben für die Verwaltung und die Politik in Limburg jedoch nicht. Seit 1999 ist es immer wieder Thema, mit unterschiedlicher Intensität und Zielrichtung. Die Gefahrenabwehrverordnung, die es seit 1999 in Limburg gibt, beinhaltet bereits ein Fütterungsverbot für Tauben. Verstöße können mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren geahndet werden, was nach Angaben des Ordnungsamts auch vorkam. Gleichwohl kam es im Jahr 2002 zu einer Verschärfung, als sich der Magistrat dafür entschied, über das Einfangen von Tieren die Population zu reduzieren. Die Population ging dadurch auch zurück, jedoch wurde das Einfangen mit Lebendfallen aufgrund der damaligen Finanzsituation sowie aus tierschutzrechtlicher Sicht 2003 eingestellt.

Auf politischer Ebene stand das Thema im Ausschuss für Umwelt und Energie im September 2015 auf der Tagesordnung, akuter Handlungsbedarf wurde da jedoch nicht gesehen. Das ist dann im Sommer 2018 noch einmal bestätigt worden. Anfang 2021 kam dann Bewegung in die Diskussion, als Ortsbeirat Kernstadt und Gewerbetreibende auf die zunehmende Population und die damit verbundene Verkotung und Verunreinigungen aufmerksam machten. An einer anschließenden Besprechung nahmen auch der Vogelschutzbeauftragte sowie Vertreter des Taubenzuchtvereins und des Naturschutzbunds teil. Im Ergebnis wurde dabei festgehalten, dass es wohl keine Alternative zur Einrichtung eines Taubenhauses gibt. Allerdings wurden die Überlegungen aufgrund der Pandemie nicht fortgeführt.

Mitte 2022 wurde das Thema im Rahmen in einer verwaltungsinternen Runde konkreter thematisiert, das schon verschiedene Standorte sowie die Pflege, Unterhaltung und Betreuung sowie die damit verbundenen Kosten angesprochen wurden. In diesem Zusammenhang wurden dann auch verschiedene Institutionen abgefragt, um den Wissensstand zu Taubenhäusern zu verbessern. Zeitgleich meldet sich bei der Verwaltung eine ehrenamtlich tätige Person, die ihre Mithilfe bei der Umsetzung zur Errichtung von Taubenschlägen oder Taubenhäusern anbot, wobei sie schon auf erworbene Erfahrungen in Montabaur und Wiesbaden verweisen konnte. Beide Städte setzen auf Taubenhäuser, um die Population in den Griff zu bekommen. Der Austausch mit den beiden Städten und dort Aktiven wurde intensiviert, um die Rahmenbedingungen für die Betreuung und den Betrieb von Taubenhäusern und natürlich auch die entsprechenden finanziellen Erfordernisse besser bestimmen zu können.

Zur Vorbereitung weiterer Schritte wurden Ende Januar an verschiedenen Standorten in der Limburger Innenstadt auch die Tauben gezählt. Rund 270 Tauben sind dabei konkret erfasst worden. Aufgrund einer Formel aus dem Handbuch Stadttaubenmanagement leitet sich daraus eine geschätzte Zahl von rund 500 bis 700 Tauben ab. Aufgrund der Auswertung der Zählung und der Erfahrungen aus Wiesbaden und Montabaur werden zwei Taubenschläge in der Limburger Innenstadt benötigt. Notwendig ist auch eine Betreuung, die ehrenamtliche Kräfte mit einbindet. (Quelle Stadt Limburg)

Kategorie: Bunte Meldungen
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