Der ADAC registrierte im vergangenen Jahr deutlich mehr Staus als in den Vorjahren.
Für das Jahr 2023 registrierte der ADAC auf deutschen Autobahnen rund 504.000 Stauereignisse („Stau“ und „stockender Verkehr“), die gemeldeten Staulängen ergaben eine Gesamtlänge von etwa 877.000 km. Die Dauer der Verkehrsstörungen summierte sich dabei auf rund 427.000 Stunden. Im Vorjahr hatte der ADAC rund 333.000 Stau-Stunden registriert (2019: 521.000). Somit lag das Stauniveau im Jahr 2023 auf bundesweit einem deutlich höheren Niveau als im Vorjahr. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, hat sich die Verkehrssituation auf den Autobahnen weiter normalisiert, insgesamt liegt das Verkehrs- und Stauaufkommen aber noch unter den Werten des Jahres 2019.
Am längsten standen Autofahrer in Nordrhein-Westfalen im Stau (143.606 Stunden), gefolgt von Bayern (65.303 Stunden) und Baden-Württemberg (42.770 Stunden). Positiver sah es in Rheinland-Pfalz aus, das sich mit den Bundesländern Berlin und Brandenburg im Mittelfeld der Stau-Rangliste wiederfindet. (Berlin: 16.623 Stunden, Brandenburg: 17.381 Stunden)
In Rheinland-Pfalz registrierte der ADAC 24.868 Stauereignisse (2022: 19.819, 2019: 20.567), welche sich auf insgesamt 18.464 Stunden (2022: 13.418 Stunden, 2019: 15.865 Stunden) summierten. Dabei staute sich der Verkehr auf eine Länge von 43.100 Kilometern (2022: 29.311 km, 2019: 38.850 km).
Zu beachten ist dabei, dass aufgrund einer Überarbeitung der Methodik der ADAC Datenanalyse (ab Juni 2022) ein direkter Vergleich der Staukennwerte (Anzahl, Dauer und Staulänge) des Jahres 2023 mit den Vorjahreszahlen des Zeitraums Januar bis Mai sowie vergangener Jahre nur mehr bedingt möglich ist
Rheinland-Pfalz: Anstieg der Staustunden
Rheinland-Pfalz bildet gemeinsam mit dem Saarland (3.960 Stunden im Jahr 2023, 2.797 Stunden im Jahr 2022) und Sachsen (12.337 Stunden im Jahr 2023, 9.024 Stunden im Jahr 2022), die Gruppe derer, bei denen die Stau-Stunden im Vergleich zu 2019 gestiegen sind. In allen anderen Bundesländern ist diese Kennzahl rückläufig.
Während vom gesamten Stauaufkommen 4,9 % auf Rheinland-Pfalz entfallen, sieht es in den Nachbarländern schlechter aus: auf Hessen entfallen 8,3 %, auf Baden-Württemberg 10,0 % und auf Nordrhein-Westfalen 33,6 % der in Deutschland registrierten Staukilometer. Die rheinland-pfälzischen Autobahnen haben eine Länge von 877 Kilometern und damit einen Anteil von 6,6 % am bundesweiten Autobahnnetz.
Im Ranking hinsichtlich der Staukennzahl "Staustunden", bei der die registrierten Staustunden ins Verhältnis zu den jeweils vorhandenen Autobahn-Kilometern gesetzt werden, liegt Rheinland-Pfalz mit 21 Stunden je Autobahn-Kilometer unter dem Bundesdurchschnitt (32). Ein geringeres Stauausmaß als in Rheinland-Pfalz, das gleichauf mit Sachsen lag, gab es 2023 nur in Mecklenburg-Vorpommern (3), Thüringen (6), Sachsen-Anhalt (15), dem Saarland (16) und Schleswig-Holstein (19).
Besonders staureich war die A 61, die von der niederländischen Grenze kommend über Koblenz, Bingen, Worms, Ludwigshafen nach Hockenheim verläuft. Hier wurden 7.537 Ereignisse gemeldet, die 19.722 Kilometer Stau mit sich brachten. 2022 waren es 5.996 Staumeldungen mit 10.696 Staukilometern. Viele Stauschwerpunkte sind auf Baustellen bzw. Sperrungen im Umfeld zurückzuführen. Im Hunsrück zeigte sich dies insbesondere auf der A61, die im Zuge von Sanierungsarbeiten von mehreren Großbaustellen betroffen war.
Auf den Abschnitt der A 61, der in der Pfalz liegt, entfielen im vergangenen Jahr 1358 Staumeldungen, die 3531 Kilometer Stau mit sich brachten, bzw. eine Staudauer von 1239 Stunden.
Auf der A 65, die komplett in der Pfalz liegt, blieb im Vergleich zum Vorjahr die Staudauer etwa gleich (2023: 1867 Stunden Gesamtdauer, 2022: 1806) auf der A 650 lag sie deutlich höher (2023: 1138 Stunden Gesamtdauer, 2022: 411), was auf Sanierungsarbeiten auf dieser Strecke zurückzuführen ist.
Bundesweit gab es 2023 am Freitag, 29. September (Freitag vor dem langen Wochenende mit dem Tag der Dt. Einheit), und am Freitag, 26. Mai (Freitag vor dem Pfingstwochenende) die meisten Staus. Der ADAC registrierte an diesen Tagen mit 2.400 und 2.250 Staustunden die Spitzenwerte des Jahres.
Der 29. September war auch in Rheinland-Pfalz einer der staureichsten Tage mit 121 Staumeldungen, einer Staulänge von 288 Kilometern und einer Staudauer von insgesamt 137 Stunden.
Bundesweite Top 5-Stauereignisse
Im Laufe des Jahres 2023 registrierte der ADAC 691 (2022: 383) Staus mit einer Länge von 20 km und mehr. Die fünf ausgeprägtesten Einzel-Stauereignisse waren folgende:
• A 61 Mönchengladbach -> Ludwigshafen zwischen AS Miel und Dreieck Nahetal sowie in der Gegenrichtung Ludwigshafen -> Mönchengladbach zwischen Dreieck Nahetal und Kreuz Koblenz am Freitag, 20.01.23 (Wintereinbruch), Länge: 56 bzw. 46 km
• A 4 Görlitz -> Dresden zwischen Ludwigsdorf (Grenzübergang) und AS Wilsdruff am Dienstag, 30.05.23 (Dienstag nach dem Pfingstwochenende), Länge: 54 km
• A 24 Schwerin -> Berliner Ring zwischen AS Pritzwalk und AS Kremmen am Sonntag, 21.05.23 (Sonntag nach Christi Himmelfahrt), Länge: 48 km
• A 24 Schwerin -> Berliner Ring zwischen AS Meyenburg und AS Kremmen am Sonntag, 16.07.23, Länge: 46 km
• A 4 Chemnitz -> Görlitz zwischen AS Berbersdorf und Ludwigsdorf (Grenzübergang) am Donnerstag, 06.04.23 (Gründonnerstag), Länge: 44 km
Mit der Einführung des 49 Euro-Tickets zum Mai 2023 war auch die Hoffnung verknüpft, dass insbesondere Pendler im verstärkten Maße vom Auto auf den ÖPNV umsteigen und dies in der Folge zu einer Dämpfung der morgendlichen und nachmittäglichen Stau-Spitzen führt. Dies war – bei insgesamt höherem Verkehrsaufkommen – aber leider nicht der Fall.
Ausblick 2024: Mehr Verkehr auf Autobahnen
Für 2024 rechnet der ADAC mit steigendem Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen, dies dürfte sich dann auch in den Stauzahlen niederschlagen. Ein gewisser Effekt könnte auch auf Bahnstreiks zurückzuführen sein. Vor allem spielen aber die Vielzahl der Baustellen eine Rolle, die besonders für die Modernisierung des maroden Autobahnnetzes vonnöten sind. Dies betrifft unter anderem mehr als 4.000 Autobahn-Brücken bundesweit. Diese müssen in den nächsten Jahren rechtzeitig durch neue Bauwerke ersetzt werden. Sollte dies nicht gelingen, sind weitere Brücken-Sperrungen und Staus die Folge. Deshalb sind die Planungs- und Genehmigungsverfahren für Brücken-Ersatzneubauten – auch im Vorgriff auf einen späteren Ausbau – dringend zu vereinfachen und zu beschleunigen. Auch die finanziellen und personellen Ressourcen müssen dafür erhöht werden.
Service: ADAC Drive App
Autofahrern, die keine Zeit in Staus verlieren möchten, kann die Routenplanung auf maps.adac.de oder in der ADAC Drive App (kann aus dem Play Store oder dem App Store heruntergeladen werden) gute Dienste leisten. Hier erhalten sie eine individuelle Stauprognose mit Angaben zur genauen Tages- und Uhrzeit und detaillierte Baustelleninformationen entlang der Route.
Die bundesweite Meldung zur Staubilanz 2023 mit Zahlen und Grafiken sowie Angaben zur Methodik finden Sie online unter presse.adac.de (Quelle ADAC Mittelrhein)