Kirchen/Hachenburg. Keine Frage: Diese „Schwangerschaft“ war von der einen oder anderen Komplikation begleitet, sogar verfrühte Wehen traten zeitweise auf – doch all das ist bei diesem guten und glücklichen Ende vergessen. Vor allem dann, wenn es kerngesunde Zwillinge geworden sind: Zum 1. Juni kann die neue Hebammenzentrale Westerwald mit ihren beiden Ambulanzen in Kirchen und Hachenburg offiziell ihren Dienst aufnehmen. Grundlage war neben der finanziellen Unterstützung der Kreise ein positiver Förderbescheid des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums für beide Standorte.
Kurz vor dem Start der Hebammenzentrale kamen dieser Tage alle Beteiligten im Eltern-Kind-Zentrum an der Bahnhofstraße in Kirchen zusammen. Hier wird die Kirchener Ambulanz „angedockt“ sein, während diese Rolle in Hachenburg das Krankenhaus übernimmt. Die Freude über das letztlich erfolgreiche Gemeinschaftsprojekt war allen Beteiligten anzumerken: Landrat Dr. Peter Enders (Altenkirchen), der 1. Beigeordneten des Westerwaldkreises, Gabriele Wieland, Bürgermeister Andreas Hundhausen (Kirchen) und seiner Hachenburger Kollegin Gabriele Greis, der Vorsitzenden des Hebammen-Landesverbands RLP, Juliane Müller, der Leiterin der Regionalentwicklung der Kreisverwaltung Altenkirchen, Jennifer Siebert – und natürlich den Hebammen selbst: Elisa Grossert, Stephanie Rex, Sarah Fereg und Katharina Bonn.
So richtete Landrat Enders seinen Dank an alle, die den Entstehungsprozess begleitet hätten und denen es gelungen sei, gemeinschaftlich alle Probleme zu lösen. Bürgermeister Hundhausen erwähnte insbesondere Jennifer Siebert, „die den Förderantrag mit großer Hartnäckigkeit verfolgt hat“. Bürgermeisterin Greis verwies auf die spezielle Situation in Hachenburg, wo man zuletzt den Verlust der Geburtshilfe im Krankenhaus verkraften musste: „Es ist für uns daher elementar wichtig, dass es euch gibt“, sagte sie an die Adresse der Hebammen gerichtet. Wie bedeutend deren Arbeit ist, verdeutlichte die Übergabe zweier Urkunden durch Juliane Müller: Seit 2023 gehört das Hebammenwesen zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO.
Über Sinn und Zweck einer Hebammenzentrale muss nicht diskutiert werden, hat doch jede Frau das Recht, in der Schwangerschaft (und auch nach der Geburt) durch eine Hebamme betreut zu werden. Immer häufiger werden Hebammen auch zu Ratgebern und Gesprächspartnerinnen bei diversen sozialen Themen, wie Stephanie Rex beim Termin in Kirchen betonte. Das Problem: Viele Frauen finden keine Hebamme oder müssen dafür erst lange telefonieren. Hier soll die Hebammenzentrale Westerwald Abhilfe schaffen. Es gibt künftig eine zentrale Telefonnummer, die 0151 40797883 (freigeschaltet ab 15. Mai), die bei der Vermittlung einer Hebamme unterstützt.
Für Frauen, für die keine Hebamme vermittelt werden konnte, besteht die Möglichkeit, an einem der beiden ambulanten Standorte im Rahmen der Hebammensprechstunde Hilfe in der Schwangerschaft oder nach der Geburt im Wochenbett oder bei Stillproblemen zu erhalten. Auch bei Fehl- und Totgeburten wird niemand allein gelassen. Dieses Angebot gilt auch für Frauen, deren Hebamme krankheits- oder urlaubsbedingt nicht zur Verfügung steht.
In Hachenburg ist zum Start am 1. Juni von 14 bis 17 Uhr eine kleine Eröffnungsfeier geplant, in Kirchen soll am 7. September ein großes Familien-Sommerfest in der „Hüttenschenke“ in Wehbach steigen. (Quelle Kreisverwaltung Altenkirchen)