Von der Limburger Stadtmitte sind es über sieben Kilometer bis in den Stadtteil Ahlbach. Die Strecke ist nicht kürzer geworden, dennoch ist der Stadtteil gefühlt ein wenig näher an Limburg herangerückt. Die Stadtlinie hat am 1. Juli den Verkehr nach Ahlbach und in alle anderen Stadtteile aufgenommen. Seitdem gibt es Taktverkehr, regelmäßige Verbindungen und eine direkte Fahrt, 21 Minuten sind es vom ZOB West nach Ahlbach zur Haltestelle Ahlbach – Jahnstraße.
Heinz Nettesheim ist Ortsvorsteher von Ahlbach. Er sagt: „Die Erweiterung der Stadtlinie zeigt positive Auswirkungen für die Bewohnerinnen und Bewohner.“ Das ist zumindest das, was er nach der Erweiterung und der besseren Anbindung mit den Bussen aus dem Ort übermittelt bekommt. Auch Ingeborg Flesch lobt die „neue“ Stadtlinie, die für sie in Blumenrod eine engere Taktung mit mehr Verbindungen bedeutet.
„Ich fahre gerne mit der Stadtlinie, in zehn Minuten bin ich in der Innenstadt“, sagt Ingeborg Flesch. Sie hat zwar ein Auto, doch der Bus ist für sie viel bequemer und dass er nun alle halbe Stunde fährt, ist ein deutliches Plus für sie. „Es kommt zwar immer wieder mal zu Verspätungen, doch da geht es nur um wenige Minuten. Das ist für mich nicht so wichtig“, erklärt sie, die auch von der Freundlichkeit des Fahrpersonals berichtet, das zum Beispiel sehr hilfsbereit denen zur Verfügung stehe, die auf einen Rollator angewiesen sind.
Die ersten Startschwierigkeiten sind bei der Stadtlinie überwunden, in der Mobilitätszentrale und der Abteilung ÖPNV und Mobilität der Stadtverwaltung werden weiterhin Beschwerden und Anregungen gesammelt, um Schwachpunkte zu beseitigen und Verbesserungen zu erreichen. „Wer gewohnt war, mit der Linie 4 zu fahren und das Ziel Meilenstein hatte, musste sich nach dem 1. Juli neu orientieren“, sagt Hicham Azzou, Leiter der Abteilung ÖPNV und Mobilität in der Stadtverwaltung und damit auch zuständig für die Stadtlinie.
Die Linie 4 wendete auf ihrer Fahrt am Hammerberg, damit konnten Fahrgäste auf der Rückfahrt in Richtung Innenstadt an der Haltestelle Meilenstein aussteigen. Sie hatten damit einen kurzen Weg in ihr Wohngebiet, ohne die Wiesbadener Straße zu überqueren. Die Fahrt ist so nicht mehr möglich, denn die Linie 4 gibt es nicht mehr. Jetzt ist die Fahrt mit der Linie 21 angesagt, die am Hammerberg hält und dann weiterfährt. Am Hammerberg heißt es nun aus- und umzusteigen in die Linie 22, die eine Minute später ankommt und anschließend in Richtung Innenstadt fährt. Ein Ausstieg an der Haltestelle Meilenstein ist damit wieder möglich.
„Es ist völlig klar, dass bei einer solchen Umstellung mit der Verdoppelung der Verkehrsleistung, neuen Linien und Haltstellen, neuen Busfahrerinnen und -fahrern, den Fahrten in die Stadtteile und noch einiges mehr nicht gleich alles rund laufen kann“, verdeutlicht der 1. Stadtrat Michael Stanke als Betriebsleiter der Stadtlinie. Manche Probleme ließen sich zügig lösen (Staubildung rund um den ZOB am Bahnhof und am Kreisverkehr), die Pünktlichkeit der Busse hat sich deutlich erhöht und die neuen Routen mit ihren Haltestellen sind dem Fahrpersonal inzwischen bekannt.
Von einer stressigen Anfangsphase spricht auch Julian Schmitz, Geschäftsführer der LIMBUS-Gesellschaft, die im Auftrag der Stadtlinie mit ihren Bussen unterwegs ist: „Die Eingewöhnungsphase mit neuen Strecken und dem Taktverkehr ist vorbei, die Fahrerinnen und Fahrer sind jetzt im Flow.“ Arif Temel fuhr schon vorher für die Stadtlinie und gehört weiterhin zum Team der Fahrer, die in den Bussen unterwegs sind. „Die ersten Wochen und Monate auf neuen Strecken sind eine Eingewöhnungsphase“, sagt er, der an dem Tag den Bus der Linie 23 steuert und damit auch die Haltestellen in Dietkirchen anfährt. Mit der Zeit prägen sich Linien, Haltestellen und schwierige Straßenpassagen ein. In den Wohngebieten ist es manchmal eng und mit dem Bus wird schon mal die ganze Fahrbahnbreite benötigt, um die Kurve zu fahren. Temel hofft auf Verständnis und Rücksichtnahme, auch wenn es darum geht, sich mit dem Bus in den Verkehr auf den Hauptstraßen einzufädeln.
Sechs Haltestellen sind in Limburg selbst mit der Ausweitung des Verkehrs weggefallen. In der Blumenröder Straße, Ecke Egenolfstraße, im Ansper und im Grenzweg. Es gibt Ersatz durch Haltestellen in der Nähe, den Einstieg in Regionalbuslinien mit eigenen Haltestellen oder die mögliche Nutzung des Lahnstars. Grundsätzlich soll der Weg von zu Hause bis zur nächsten Haltestelle nicht länger als 300 Meter sein.
Die Busse sind Teil des Gesamtverkehrs. „Deshalb kommt zu bestimmten Tageszeiten immer wieder zu Verspätungen. Das ist der generellen Verkehrssituation in der Stadt geschuldet“, macht Schmitz deutlich. Die Verspätungen können auf den DFI-Anzeigen (dynamische Fahrgastinformationsanzeigen) zwar eingespielt werden, lassen sich aber nicht von vornherein im Fahrplan darstellen. Die Fahrgäste erhalten die Infos also erst an der Haltestelle. „Es macht aber auch keinen Sinn, deshalb den Takt und die Fahrzeiten insgesamt zu ändern. Die Stauzeiten in Limburg beschränken sich auf überschaubare Zeitspannen“, sagt Schmitz.
Ärgerlich war zum Start auch, dass es bei den Echtzeitdaten zu den Bussen auf den DFI-Anzeigen und allen Apps zu fehlerhaften Anzeigen kam, die nicht mit dem Fahrplan übereinstimmten. Ursache war ein Softwareproblem, das durch externe Partner der Stadtlinie behoben werden musste. Die Anzeigen an den Bussen waren nach kurzer Zeit dann zwar korrekt, aber auf den Linien wurde noch fälschlicherweise „ZOB West“ als Ziel angezeigt. Auch das ist inzwischen erledigt, wobei immer wieder Updates erfolgen.
Neben pauschaler Kritik („Stadtlinie ist schlechter als jemals zuvor“), der Klage darüber, dass sonntags keine Busse der Stadtlinie unterwegs sind, Abfahrtzeiten nicht eingehalten werden und mehr gibt es ebenso Anregungen und Forderungen, einzelne Stadtteile mit noch mehr Haltestellen auszustatten oder im Fall von Lindenholzhausen mit einer eigenen Linie anzufahren. „Wir investieren viel Geld in die Verbesserung des ÖPNV in unserer Stadt. Die Kosten müssen wir jedoch im Blick behalten“, so Stanke. Aufgrund der Fahrgastzählungen in der Vergangenheit fährt sonntags nur die Linie 5, die zwischen dem Regionalbahnhof und dem ICE-Bahnhof verkehrt. Im restlichen Stadtgebiet steht jedoch in den Zeiten der LahnStar zur Verfügung, das gilt auch für den Sonntag.
Die Busse der Stadtlinie sind seit dem 1. Juli in der Zeit von 4.50 bis 21.35 Uhr (nicht auf allen Linien) unterwegs. Von Montag bis Freitag gibt es über einen langen Tageszeitraum alle 30 Minuten Verbindungen, am Samstag ist die Stadtlinie in einem 60-Minuten-Takt unterwegs. Mit der erweiterten Stadtlinie stehen Direktverbindungen aus und in alle Stadtteile ohne Umstieg zur Verfügung. Über 240 Haltestellen in der Stadt garantieren kurze Wege zum und vom Bus. (Stadt Limburg)