Fast 80 Gäste erleben „Mogo“ in Höhr-Grenzhausen mit Live-Musik, Pommes und Reisesegen
Westerwaldkreis. Fast 80 Gäste haben in Höhr-Grenzhausen einen bewegenden Motorrad-Gottesdienst erlebt. Und das, obwohl dieser nicht so lief wie geplant. Wegen des Regens feierten die BesucherInnen nicht unter freiem Himmel, sondern im Restaurant Till Eulenspiegel – inklusive Live-Band, Verpflegung und geistlicher Impulse. Den Segen für die Maschinen und deren FahrerInnen spendeten Pfarrerin Ricarda Bosse und der katholische Diakon Marco Rocco trotzdem unter freiem Himmel.
Dass es bei diesem kurzen Ausflug nach draußen blieb, machte den Gästen aber nichts aus. Viele kamen mit dem Motorrad und wärmten sich nach der ungemütlichen Tour durchs nasskalte Wetter im „Till Eulenspiegel“ auf. Dort reichten Guido Kröff und sein Team leckere Pommes, Currywurst und Getränke, und schon vor dem offiziellen Teil spielte die Band „The Faith Riders“ Rockklassiker der Kinks, Deep Purple, The Police oder Foreigner.
Der Gottesdienst begann so, wie’s sich für einen echten „Mogo“ gehört: Pfarrerin Ricarda Bosse eröffnete die Feier und gab im Talar die Motorrad-Hymne schlechthin zum besten: Born to be wild von Steppenwolf. Ein Song, der Freiheit atmet.
Motorrad fahren ist für Biker eben: Freiheit. Und für Menschen, die glauben, bedeutet Freiheit auch: Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten oder baut auf. Diesen Gedanken des Apostels Paulus nahm Ricarda Bosse in ihrem Predigtimpuls auf und übertrug ihn auf zwei Räder: „Freiheit wird erst schön, wenn sie Rücksicht kennt. Wenn ich in den Spiegel schaue: Ist der andere noch da? Wenn wir aufeinander warten, weil keiner zurückbleiben soll. So wird aus Freiheit Verantwortung – und aus Verantwortung wird Gemeinschaft. Genau das macht Gemeinschaft stark und hält Biker zusammen“ Es gehe darum, aufeinander zu achten und Acht zu geben, glaubt die Pfarrerin. „Für mich ist die Freiheit in Gottes Sinn: Eine, die mir die Wahl gibt, Verantwortung zu übernehmen. Eine, die fragt: Wie kann ich meine Freiheit so leben, dass sie auch anderen zugutekommt? Gott schenkt uns diese Freiheit nicht, damit wir uns von anderen abgrenzen. Ich glaube, er gibt sie, damit wir miteinander umgehen können.“
Die Freiheit und der Glaube gehören eben zusammen – und beides darf genossen werden, findet Diakon Marco Rocco. Gerade dann, wenn man auf dem Bike sitzt: „Natürlich hat ein Auto mehr Platz und ist bei jedem Wetter einsetzbar, aber ein Motorrad bietet eine Gemeinschaft und eine individuelle Freiheit. So ist‘s auch mit dem Glauben: Es geht nicht um den persönlichen Nutzen, sondern darum, dass es gut und richtig ist, auf mehr als das Nötige und Nützliche in dieser Welt zu hoffen“, sagte Marco Rocco während seines Impulses.
Die Band übersetzte die Worte der Pfarrerin und des Diakons in Musik: mit Songs über Freiheit; über Straßen, die zusammenführen, auch wenn es mal schwer wird. Und die Fürbitten schließen alle die mit ein, die es schwer haben – zum Beispiel solche, die einen lieben Menschen durch einen Unfall verloren haben. Denn auch das gehört zum Leben: Das Schwere; die Zeiten, in denen Straßen eben nicht geradeaus führen.
All das hatte im Ökumenischen Motorradgottesdienst seinen Platz. Ebenso wie das traditionelle Anlassen nach dem Motorradsegen, in denen der Klang der Maschinen sekundenlang den grauen Himmel über Höhr-Grenzhausen erfüllte. Und alle Gäste hatten ihren Platz: Ob in Motorradkleidung, ob Biker oder nicht, ob mit Cola oder Cappuccino; durchnässt, gestresst, entspannt, beschwert oder leicht. Eben in aller Freiheit zusammen unterwegs sein; so wie man ist. Auch wenn’s mal regnet. (bon) (Evangl. Dekanat WW)