Austausch unter Feuerwehren ist deutschlandweit einzigartig
Am vergangenen Wochenende bot sich in Ransbach-Baumbach ein spektakuläres Bild, als sich gleich acht Drehleitern samt Besatzung vor der Feuerwache zum inzwischen vierten Drehleiterstammtisch trafen. 2022 war dieser erstmals von Tobias Haubrich, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Westerwaldkreises, initiiert worden, um untereinander einen Erfahrungsaustausch anzuregen. Denn fast zeit- und annähernd baugleich hatten die Verbandsgemeinden Bad Marienberg, Hachenburg, Ransbach-Baumbach, Selters sowie Dierdorf neue Drehleitern des Herstellers Rosenbauer beschafft. Nach der Wehr aus Westerburg im vergangenen Jahr stieß erstmals die Drehleiter aus Bendorf/Vallendar hinzu, womit die Runde nun drei Landkreise umfasst.
Das diesjährige Organisationsteam der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Ransbach-Baumbach hatte sich einiges einfallen lassen, um Gesprächsstoff über die Drehleitern zu schaffen. Doch bevor es zu den sechs übers Stadtgebiet verteilten Stationen losging, wurde das anwesende Drehleiterpersonal wehrübergreifend gemischt und auf die Fahrzeuge verteilt. Beim „Anleitern“ am Alten Rathaus konnten sich die Feuerwehrkameraden zunächst zwei Minuten über die beste Position der Drehleiter beratschlagen. Dann mussten sie vier Punkte der Giebel- sowie weitere vier Punkte an der Parkplatzseite des Alten Rathauses erreichen. Hier waren Fragen angebracht, die durch eine Person im Korb der Drehleiter vorgelesen und gemeinsam mit dem Rest der Mannschaft beantwortet werden mussten. Grips war auch bei der Firma Spang bei der so genannten „Unterflur“ gefragt. Während der Laie mit einer Drehleiter immer nur Höhe verbindet, kann diese allerdings auch für Einsätze auf tieferliegendem Gebiet genutzt werden. In diesem Fall musste per Drehleiterkorb eine abgestürzte Person aus einem Hang geborgen und neben der Leiter abgesetzt werden. Fingerspitzengefühl war gleich an zwei Stationen gefragt. Beim „heißen Draht“ mussten zwei im Drehleiterkorb stehende Personen mit einem Ring ein in die Höhe gespanntes Drahtseil abfahren, ohne dass sich Ring und Seil berührten. Falls doch, ertönte ein akustisches Signal und es gab Strafsekunden. Nicht weniger kniffelig war das „Hütchenspiel“ auf dem Güterplatz. Unter dem Drehleiterkorb war mit einem Seil ein Hütchen befestigt. Dieses musste wiederum auf verschieden hohe und unterschiedlich weit entfernte Hütchen punktgenau platziert werden. Am Kirmesplatz mussten die sieben Drehleitern und ihr Personal einen Geschicklichkeitsparcours auf Zeit absolvieren: Angefangen bei einer 180 Grad-Drehung auf engstem Raum, über das Passieren von Engstellen bis hin zum zentimetergenauen Abbremsen. Sonderpunkte gab es für das so nah wie möglich an ein Gestell Heranfahren – rückwärts, mit abgeklebter Rückfahrkamera und ohne das Fenster herunterzulassen. An der letzten Station vor der Feuerwache konnten sich die Kameraden dann mit dem Hersteller selbst austauschen und wählen, ob sie lieber in Taktik oder Notbetrieb erneut geschult werden wollten. Und wer hätte gedacht, obwohl die Leitern jetzt schon einige Jahre im Einsatz sind, wie viel Neues es dabei doch noch zu erfahren gab. So kann das Drücken eines kleinen Knopfes in Sekunden den nervtötenden akustischen Alarm des Notbetriebs ausschalten – wenn man weiß wo.
Jürgen Theuring und Philipp Grass hatten aber nicht nur jede Menge Tipps, sondern auch das neuste Vorführmodell aus Karlsruhe mitgebracht und zudem jede Menge Lob für die Veranstaltung: „Der Drehleiterstammtisch ist eine wahnsinnig tolle Aktion, die, soweit wir das wissen, in Deutschland einzigartig ist. Wir sind nicht nur immer wieder gerne selbst mit dabei, sondern wollen diese Idee zum Austausch gerne auch an anderen Orten in Deutschland etablieren.“ Denn nicht nur das Training mit dem komplexen technischen Gerät steht im Fokus des Drehleiterstammtisches, sondern auch das Miteinander verschiedener Feuerwehren, für das im Anschluss bei einem Imbiss ausreichend Zeit war. Nach Selters, Hachenburg, Dierdorf und Ransbach-Baumbach wird nächstes Jahr der Weg nach Bad Marienberg führen. (Feuerwehr Ransbach-Baumbach)