Johanniterorden spendet 15 hochwertige Sheltersuits an „Housing First“
Westerwaldkreis. Obdachlosigkeit. Auch im Westerwald gibt es sie. Nicht so offensichtlich wie in Frankfurt oder Berlin. Aber verdeckt, sagt Nadine Kröller. Die Mitarbeiterin der Regionalen Diakonie Westerwald betreut das Housing-First-Projekt, ein Modellprojekt des Landes Rheinland-Pfalz, welches Menschen vor der Obdachlosigkeit bewahren und ihnen durch eine Wohnung neue Perspektiven eröffnen will. Das gelingt oft, aber nicht immer. Für Betroffene, die kein Dach über dem Kopf haben, hat der Johanniterorden nun 15 hochwertige Sheltersuits gespendet, die selbst bei widrigsten Temperaturen für Wärme sorgen.
Die clever konstruierten Schutzanzüge sind multifunktional und dienen als Schlafsack, als Jacke, als Schutz für die Beine und als Rucksack. Die Johanniter Hilfsgemeinschaft Mittelrhein verteilt die Anzüge im Auftrag des Ordens, und deren Vorsitzender Dr. Harald Leyser erklärt die Vorzüge der Sheltersuits: „Sie wurden von der Pike auf für Obdachlose entwickelt: Der Anzug besteht aus einer dicken Jacke, die wirklich warmhält und aus einem Unterteil für die Beine, das sich schnell öffnen lässt, sodass man es auch beim Gehen oder Laufen tragen kann. Das Ganze ist aus robustem, regenfestem Material konstruiert.“ Am Tag kann der Sheltersuit bequem in einem Rucksack verstaut und als mobile Bleibe mitgenommen werden.
Eine Not-Lösung – aber besser als schutzlos der Kälte ausgeliefert zu sein, sagt Nadine Kröller: „Insgesamt hat das Housing-First-Projekt bislang 27 KlientInnen betreut. Vielen dieser Menschen konnten wir Wohnungen vermitteln. Aber eben nicht allen: Einige schlafen in Hochsitzen oder unter einer Brücke. Für die sind diese Sheltersuits gedacht.“ Und für die, die sich bislang noch nicht an Housing first gewendet haben. Diese verdeckte Obdachlosigkeit bereitet Nadine Kröller Sorgen. „In Westerwaldkreis gibt es Menschen, die in diese Situation geraten sind und sich aus Scham verstecken. Die Sheltersuits sind für diejenigen, die aufgrund ihrer prekären Lage im Freien oder unbeheizten Unterkünften übernachten müssen.“
Das Housing-First-Programm richtet sich an Menschen, die schon seit einiger Zeit obdach- oder wohnungslos sind. Im Westerwaldkreis nehmen unter Federführung der Verbandsgemeinde Westerburg sechs von zehn Verbandsgemeinden an Housing First teil. Im nördlichen Kreis kümmert sich die Regionale Diakonie um das Projekt, im südlichen die Caritas. Die Idee dahinter: Ein vernünftiges Wohnumfeld ist der wichtigste Ausgangspunkt für ein besseres Leben. „Das Programm stellt keine Ansprüche an die Betroffenen. Sie bekommen zuerst eine Wohnung und haben dann aus dieser Stabilität heraus die Möglichkeit, sich zu rehabilitieren“, sagt Nadine Kröller. „Denn der Wohnraum ist ein ausschlaggebender Punkt, um das eigene Leben wieder in vernünftige Bahnen zu lenken.“ (bon) (Evangl. Dekanat WW)