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Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann, besagt ein altes Sprichwort. Es gilt auch heute noch, das wird auch bei der Ausweitung des Stadtlinienverkehrs deutlich. Seit 1. Juli fahren die Busse alle Stadtteile an und sind während ihrer Betriebszeit im 30-Minuten-Takt unterwegs. Es gibt Lob und Tadel, manchmal aus den gleichen Quartieren oder Straßen.
Tadel gibt es zum Beispiel aus der Gartenstraße in der Kernstadt oder auch aus dem Wohnquartier Oudenburger Ring in Dietkirchen sowie aus Staffel. Dort sind vor der Umstellung keine Busse oder deutlich weniger Busse unterwegs gewesen.

Natürlich ist die Vorbeifahrt mit dem Bus auch mit einer entsprechenden Geräuschentwicklung verbunden, die Fahrzeuge benötigen aufgrund ihrer Größe auch mehr Platz als ein normales Auto. Hicham Azzou, als Abteilungsleiter ÖPNV und Mobilität in der Stadtverwaltung und damit zuständig für die Stadtlinie kennt die Klagen und Beschwerden … und verweist auf genau gegenteilige Aussagen und Forderungen aus der gleichen Straße und den gleichen Wohngebieten. „Dort gibt es auch Bürgerinnen und Bürger, die erfreut sind über das deutlich ausgeweitete Angebot und die sogar gerne noch mehr Verbindung und weitere Haltestellen hätten“, verdeutlicht Azzou.
Wer sich über zu viele Busfahrten beklagt, führt in seiner Beschwerde die „leeren Busse“ an, was aufgrund der engen Taktung gerade zwangsläufig sei. Verkehr in einem 30-Minuten-Takt sei etwas für Ballungsräume, aber nicht für eine Stadt wie Limburg. Das sieht der 1. Stadtrat Michael Stanke in seiner Funktion als Betriebsleiter der Stadtlinie jedoch anders: „Der Erfolg des ÖPNV hängt ganz wesentlich auch von seiner Verfügbarkeit ab. Mit einer Verbindung, die jede halbe Stunde angeboten wird, schaffen wir in Limburg ein attraktives Angebot.“ Zudem sind Wohnstraßen Teil des öffentlichen Raums und stehen daher allen Bürgerinnen und Bürgern zur Nutzung offen – sie dienen nicht nur den Anliegern, sondern dem Gemeingebrauch.


Dass dabei auch mal Busse recht unbesetzt unterwegs sind, gehöre zum Bild dazu. Es gibt nach seiner Einschätzung keine durchgehend gleichmäßige Auslastung. Zudem sei das Angebot der Stadtlinie für viele mögliche Nutzerinnen und Nutzer in den einzelnen Stadtteilen noch neu. Denn die Stadtlinie war zuvor über 50 Jahre mit ihren Bussen nur in Limburg selbst unterwegs. „Das muss sich erst einmal einpendeln. Aus Erfahrungen aus anderen Kommunen und Regionen wissen wir, dass wir bei Angebotsverbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr einen langen Atem brauchen, bis sie angenommen werden“, so Stanke weiter. Zwei Jahre sind da angesagt.
Für den Abteilungsleiter ÖPNV und Mobilität in der Stadtverwaltung macht es keinen Sinn, unterschiedliche Takte bei den Verbindungen anzubieten: „Eine starre Trennung in Haupt- und Nebenverkehrszeiten wie in der Vergangenheit gibt es heute nicht mehr. Das hat mit variablen Arbeitszeiten, mit Homeoffice, mit Ganztagsschule und auch mit einem geänderten Freizeitverhalten zu tun.“ Mobilität sei ganztägig gefordert. Bei der Nutzung des Autos als hervorgehobener Bestandteil des MIV (Mobiler Individualverkehr) werde das immer wieder deutlich. Wolle der ÖPNV in Konkurrenz treten, sei dem Anspruch an Mobilität in einem entsprechenden Umfang Rechnung zu tragen.
Neben einem möglichst engen Takt sind kurze Wege, die eine Nutzung der Stadtlinie ermöglichen, ein zweiter wichtiger Attraktivitätsfaktor. Kurze Wege zur Stadtlinie bedeuten kurze Wege zwischen Wohnung und Haltestelle. Deshalb wurde mit der Ausweitung des Bediengebietes auch die Anzahl der Haltestellen auf über 30 erhöht. „Unser Ziel ist es, mit den Bussen auch die Wohngebiete anzufahren. Nach den Nutzeranalysen wird ein Fußweg von drei bis fünf Minuten zwischen Wohnung oder Arbeitsstelle und der Haltestelle in Kauf genommen; was zeitlich darüber hinausgeht, wirkt sich negativ aus“, erläutert Hicham Azzou. Eine Haltestelle in der Hauptstraße, die mit dem Bus möglicherweise leichter anzufahren ist, helfe daher nicht weiter, da sie von den potenziellen Fahrgästen nicht genutzt werde.
Die Stadtlinie arbeitet bei der Festlegung von neuen Haltestellen mit Programmen, die Auskunft geben über die Bevölkerungsdichte in dem Quartier, in dem eine neue Haltestelle errichtet werden soll. Neben der guten Anfahrbarkeit ist das zweite wichtige Kriterium von möglichst vielen Quartierbewohnerinnen und -bewohnern in einer Gehzeit von maximal fünf Minuten erreicht werden zu können.
„Die Stadtlinie macht den Limburger Bürgerinnen und Bürgern durch den Taktverkehr im Rahmen ihrer Betriebszeit ein attraktives Angebot, bei Fahrten in der Stadt auf den Bus umzusteigen und das Auto zu Hause stehen zu lassen“, zeigt Betriebsleiter Stanke die Zielgruppe auf. Wer das Angebot nutzt, unterstütze dabei auch die Stadt als Einkaufszentrum und als Arbeitsstandort sowie bei ihren Bemühungen, die Schadstoffbelastung durch den Verkehr zu reduzieren. Wer auf Fahrten mit dem Auto in der Stadt durch den Umstieg auf die Stadtlinie verzichte, schaffe Raum und Platz auf den Straßen für Kunden und Pendler, die von außerhalb in die Stadt kommen und dabei viel stärker auf das Auto angewiesen sind. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die hohe Zentralität Limburgs sowohl als Einkaufsstadt als auch als Arbeitsplatz dazu führt, dass die Straßen in die Innenstadt immer wieder überlastet sind“, macht Stanke deutlich. Überlastete Straßen führen zudem zu einer entsprechenden Belastung durch Schadstoffe. Deshalb werde im Masterplan Mobilität der Ausbau des ÖPNV gefordert.
Die Busse der Stadtlinie sind seit dem 1. Juli in der Zeit von 4.50 bis 21.35 Uhr (nicht auf allen Linien) unterwegs. Von Montag bis Freitag gibt es über einen langen Tageszeitraum alle 30 Minuten Verbindungen, am Samstag ist die Stadtlinie in einem 60-Minuten-Takt unterwegs. Sonntags fährt neben der Linie 5, die zwischen dem Regionalbahnhof und dem ICE-Bahnhof verkehrt, zusätzlich der Lahnstar, der für Verbindungen zwischen den Stadtteilen an diesem Tag sorgt.

Mit der erweiterten Stadtlinie gibt es Direktverbindungen aus und in alle Stadtteile ohne Umstieg. Über 240 Haltestellen in der Stadt garantieren kurze Wege zum und vom Bus. Dazu gibt es dann noch andere Verbesserungen wie kontaktloses Bezahlen mit EC-Karte oder abgestimmte Verbindungen an den zentralen Knotenpunkten. Die LIMBUS-GmbH beschäftigt 42 Fahrerinnen und Fahrer sowie drei Kräfte in der Verwaltung.
Die Stadtlinie und das Team der ÖPNV-Abteilung der Stadtverwaltung arbeiten gemeinsam mit der LIMBUS GmbH daran, die Startschwierigkeiten schnellstmöglich zu beheben. „Allen Anregungen und Ideen der Verbesserung gehen wir nach“, sagt Azzou. Die Mitarbeitenden der Mobilitätszentrale stehen weiterhin für Lob und Kritik unter Tel. (06431) 203-248 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sowie persönlich zur Verfügung. (Stadt Limburg)