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Sehr geehrter Herr Staatsminister Hoch,
das Krankenhaus in Altenkirchen spielt eine unverzichtbare Rolle in der Gesund- heitsversorgung unserer Region. Über das von der DRK Trägergesellschaft Süd- West vorgelegte Sanierungskonzept für den Krankenhaus-Standort in Altenkirchen bringen wir daher unsere tiefe Besorgnis zum Ausdruck. Die geplante Umwandlung in ein erweitertes medizinisches Versorgungszentrum inklusive eines ambulanten OP-Zentrums und einer ambulanten Notfall-Anlaufstelle zum aktuellen Zeitpunkt wirft ernsthafte Fragen auf, die unserer Meinung nach einer gründlichen Überprü- fung bedürfen. Das gemäß § 1 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) vom Landesgesetzgeber festgeschriebene Ziel der Sicherstellung einer qualitativ hoch- wertigen patienten- und bedarfsgerechten sowie wohnortnahen (stationären) Ver- sorgung der Bevölkerung mit leistungsfähigen sowie qualitativ hochwertig und ei- genverantwortlich wirtschaftenden Krankenhäusern gerät für die Bürgerinnen und Bürger unserer Verbandsgemeinde in weite Ferne.

Die angedachte Schließung des Krankenhauses Altenkirchen würde nicht nur die Gesundheitsversorgung in unserer Region erheblich beeinträchtigen, sondern hätte zudem schwerwiegende Auswirkungen auf die Verbandsgemeinde Altenkirchen- Flammersfeld als attraktiver Wirtschafts- und Arbeitsstandort. Der Verlust zahlrei- cher Arbeitsplätze am Standort Altenkirchen würde die Verbandsgemeinde und die Kreisstadt Altenkirchen als Mittelzentrum in außerordentlichem Maße schwächen. Von der politisch immer wieder geforderten Gleichwertigkeit der Lebensverhält- nisse in Stadt und Land wäre sodann aus medizinischer Sicht bei weitem keine Rede mehr.
Unsere erste und dringlichste Sorge betrifft die Verfügbarkeit qualifizierter Ärzte, die bereit sind, in dem geplanten ambulanten Notfallzentrum zu arbeiten. Eine Notfallversorgung erfordert hochqualifi- ziertes medizinisches Personal, und es ist unklar, ob genügend Ärzte gefunden werden können, um diese wichtige Aufgabe zu bewältigen, ohne dass bedeutende und fachlich anspruchsvolle Fachdiszipli- nen mit ihren Stationen vor Ort verbleiben.
Mit seinen vier Operationssälen und dem Status als zertifiziertes Trauma-Zentrum gewährleistet das DRK-Krankenhaus Altenkirchen aktuell die notwendige Versorgung im Falle von schweren Verletzun- gen und medizinischen Notfällen. Die Stationen der Chirurgie und Inneren Medizin sowie die Belegsta- tion der Urologie sind von großer Bedeutung für unsere Region und sollten keineswegs leichtfertig auf- gegeben werden.
Die Schließung des stationären Krankenhausbetriebs würde nicht nur die medizinische Versorgung un- serer Bürger gefährden, sondern auch zu einer erheblichen Erhöhung der Transportzeiten in benach- barte Krankenhäuser führen. Dies kann - insbesondere in Notfallsituationen - lebensbedrohlich sein, da der Rettungsdienst die vor Ort verbleibende Infrastruktur nicht anfahren darf.
Eine Schließung des Krankenhauses hätte generell schwerwiegende Auswirkungen auf den Rettungs- dienst zur Folge, dessen Überlastung wir zudem fürchten. Neben den bereits erwähnten längeren An- fahrtswegen für den Patiententransport in geeignete Krankenhäuser sehen wir insbesondere auch die bislang vorhandene durchgehende medizinische Versorgung durch den Rettungsdienst vor Ort als ge- fährdet an. Denn bislang war stets ein Notarzt im Krankenhaus Altenkirchen stationiert, der dann im Einsatzfall dort abgeholt wurde und sich zusammen mit dem Rettungswagen zum Einsatzort begab. Wir befürchten, dass nach der geplanten Umstrukturierung am Standort Altenkirchen möglicherweise keine Ärzte mehr vor Ort wären, um den Rettungsdienst notärztlich zu besetzen. Somit stünde also in unse- ren Augen auch der Rettungsdienst- und Notarztstandort in Altenkirchen vor dem Aus. Im Notfall müssten Notärzte von weiter entfernten Standorten oder gar per Hubschrauber herbeigerufen wer- den, was zu erheblichen Verzögerungen führen könnte.
Des Weiteren haben wir Bedenken hinsichtlich der Aufnahmekapazitäten der umliegenden Kranken- häuser. Diese können mit Gewissheit nicht alle Patienten aufnehmen. Auch dadurch entstehen für Pati- enten und deren Angehörige abermals längere Wegstrecken in entferntere Krankenhäuser.
Besorgniserregend ist zudem die Tatsache, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie im Krankenhaus Altenkirchen bei Notfällen künftig nicht mehr auf Ärzte zurückgreifen kann. Dieser Umstand ist für die jungen Patienten nicht hinnehmbar.
Die Schließung des Krankenhauses am Standort Altenkirchen wird über 150 Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter ihren Arbeitsplatz vor Ort kosten. Selbst im Falle einer künftigen Beschäftigung an einem an- deren Krankenhausstandort gehen für diesen Personenkreis mit der Schließung deutlich längere Ar- beitswege einher, welche objektiv betrachtet aus ökonomischer und ökologischer Sicht bedenklich er- scheinen.
Vor dem Hintergrund unserer tiefgreifenden Besorgnisse appellieren wir an Sie, sehr geehrter Herr Staatsminister Hoch, das von der DRK Trägergesellschaft Süd-West vorgelegte Sanierungskonzept im Rahmen ihrer Zuständigkeit einer intensiven Prüfung zu unterziehen und sich für den Erhalt des statio- nären Krankenhausstandortes Altenkirchen einzusetzen.
Einer Rückantwort Ihrerseits sowie einer zielführenden Erörterung der brisanten Thematik sehen wir hoffnungsvoll entgegen.
Freundliche Grüße
Fred Jüngerich