Es läuft die 38. Minute in der Diezer Eissporthalle. Die Gastgeber führen mit 7:1. Konstantin Firsanov sitzt auf der Strafbank. Jeder könnte verstehen, wenn die Rockets bei diesem Spielstand einen Gang rausnehmen würden. Doch als Firsanov gerade wieder auf das Eis zurückkehrt, verlieren die Lauterbacher im gegnerischen Drittel die Scheibe. Der Puck trudelt durch das Mitteldrittel, eigentlich zu weit weg vom Stürmer. Doch „Flying Firsanov“ setzt zum Hechtsprung an, den Schläger am ausgestreckten Arm. Auf dem Bauch liegend rutscht er über das Eis, stoppt die Scheibe, steht auf, läuft alleine auf das gegnerische Tor zu und macht das 8:1. Für die Zuschauer das Tor des Jahres. Mindestens. Und für dieses Team ein weiterer Beleg der momentanen Stärke: Satt sein? Kommt nicht in Frage! Diese Mannschaft will mehr. Das wurde am Freitagabend im Hessenderby einmal mehr deutlich. Die EG Diez-Limburg schlägt die Luchse aus Lauterbach mit 12:2 (3:0, 7:1, 2:1) und verringert erneut den Abstand auf Spitzenreiter Herford, der parallel gegen Soest verliert.
12 Tore, allesamt erzielt beim Spiel Fünf-gegen-Fünf. Neun Verschiedene Torschützen, alle vier Sturmreihen beteiligt. „Das freut mich natürlich besonders“, sagte ein zufriedener EGDL-Coach Arno Lörsch. „Du machst 12 Buden und einer der besten Stürmer der Liga, Matt Fischer, macht ausnahmsweise mal kein einziges Tor. Das spricht für die Ausgeglichenheit dieser Mannschaft, in der sich jeder für den anderen freut.“ Schon nach dem ersten Drittel hatten die Rockets mit 3:0 in Führung gelegen. Dem Führungstreffer von Dominik Kail (7.) folgte ein Doppelpack von Philipp Maier (8., 14.). Der Neuzugang hat damit sechs Tore in seinen ersten vier Spielen für die Rockets erzielt - das Wort Verstärkung trifft es wohl ziemlich gut.
Im zweiten Drittel konnten die Luchse dem Offensivwirbel der Gastgeber endgültig nicht mehr Stand halten. Beim ersten Vergleich beider Teams hatte die EGDL das letzte Drittel mit 7:0 gewonnen (Endstand 10:4), dieses Mal ging das zweite Drittel mit 7:1 an die Gastgeber. Julian Grund (22., 34), Joey Davies (24.), Florian Böhm (34.), Konstantin Firsanov (38., 39.) und Florian Flemming (39.) sorgten für die deutliche 10:1-Führung nach 40 Minuten. Luchse-Import Marko Sakic hatte mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:4 (24.) lediglich Ergebniskosmetik betrieben.
„Das erste Drittel war noch halbwegs akzeptabel, aber im zweiten Drittel konnten wir weder mental noch läuferisch noch körperlich noch in irgendwelchen Belangen mithalten“, sagte Luchse-Trainer Thomas van Euw. „Das war schlecht. Ich hatte nach dem Sieg gegen Hamm gehofft, wir merken, mit welchen Werkzeugen wir spielen müssen um erfolgreich zu sein. Heute aber haben wir das komplette Gegenteil getan. Wenn du dann gegen eine solch starke Mannschaft mit so viel Qualität und Torhunger spielst, dann hast du einfach keine Chance. Wir hatten Glück, dass es nicht noch mehr Gegentore geworden sind.“
Im letzten Drittel schalteten die Gastgeber auch mit Blick auf das schwere Auswärtsspiel am Sonntag in Ratingen einen Ganz zurück, gewinnen konnten sie den Abschnitt dennoch: Dustin Bauscher (54.) und Kim Mainzer (55.) konterten das zwischenzeitliche 2:10 für die Luchse durch Jan Hammerbauer (47.). Am Ende stand ein souveräner 12:2-Erfolg für die Rockets auf der Anzeigentafel.
„Die Mannschaft war schon die ganze Woche über sehr auf dieses Wochenende fokussiert“, sagte Lörsch. „Wir haben geduldig gespielt und den Gegner zu Fehlern gezwungen. Im zweiten Drittel machst du dann natürlich auch die Tore, wenn du einen solchen Lauf hast. Mich freut besonders, wie schön wir die Tore herausgespielt haben und dass einstudierte Spielzüge zum Teil schon sehr gut funktionieren. Steve Themm hat heute gehalten, was zu halten war. Zu den beiden Toren haben wir den Gegner förmlich eingeladen, da war er chancenlos. Die Mannschaft hat verstanden, dass sie jedes Spiel in der gleichen Art und Weise angehen muss, um erfolgreich zu sein.“