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Müsste hier mal dringend gemäht werden? Nein, muss es nicht. Das Gras steht hoch, vieles wächst, was andere nicht haben wollen, Disteln zum Beispiel. Ein naturbelassenes Fleckchen? Okay, es gibt da Ablaufbehälter als technische Einrichtungen und diese kleinen Bauwerke in den Becken sind aus Beton und rundherum ist einiges an Gewerbebetrieben. Die Regenrückhaltebecken im Gewerbegebiet „Nördlich der Kapellenstraße“ sind dennoch Orte des Natur- und Artenschutzes und zugleich technische Bauwerk, denn sie dienen dazu, Regenwasser zu sammeln und langsam über den Käsbach abzuleiten.

Das Areal wird genutzt, das weiß auch der 1. Stadtrat Michael Stanke, der das Gebiet selbst gut kennt: „Mit der neuen Beschilderung wollen wir zeigen, dass die Fläche eine Vielzahl von Funktionen erfüllt und eine notwendige technische Einrichtung mit Arten- und Naturschutz in Einklang zu bringen ist und zusätzlich eine tolle Aufenthaltsfläche geschaffen werden kann.“ Zwei Tafeln erklären nun, was es mit der Gestaltung der Becken auf sich hat und welche Lebensräume es dort gibt.

Pfade ziehen sich durch die beiden Bereiche, Rundwege sind um die beiden Becken angelegt. Der viele Regen in den letzten Wochen hat zwar keine Teiche entstehen lassen, doch es ist nicht zu übersehen, dass größere Flächen in den Becken einen ganz passablen Wasserstand aufweisen. Wer das Areal besucht und dort unterwegs ist, erhält an den zwei Tafeln nun auch Informationen darüber, wie die Flächen gemäht und gepflegt werden.

Zunächst haben die Regenrückhaltebecken die Funktion, eine ordnungsgemäße Entwässerung zu gewährleisten. In dem Gewerbegebiet wurden sie gleich naturnah ausgeführt, um Lebensraum für Amphibien und Vögel zu bieten, erinnert sich Sabina Schmidt als Abteilungsleiterin im Tiefbauamt. Durch die Versiegelung von Flächen in dem Gewerbegebiet ist es notwendig, bei einem starken Regenereignis die anfallenden Wassermassen zunächst einmal zurückzuhalten und zu einem gedrosselten beziehungsweise verzögerten Ablauf über den Käsbach zu sorgen.

Die Becken wurden dann doch recht schnell auch als Freizeitgebiet und als Erholungsraum entdeckt. Und aus der Bevölkerung kam dann auch die Anregung, die Becken und die direkt angrenzenden Flächen durch ein schonendes Mähen verstärkt für Arten- und Naturschutz zu nutzen, sagt Mira Stockmann, in der Stadtverwaltung für Energie, Klima- und Umweltschutz zuständig.

Die Pflege der Flächen liegt heute in den Händen des Abwasserverbands. Was gemacht wird, geschieht stets in Abstimmung mit der Verwaltung. Bei der Umsetzung der naturnahen Gestaltung waren auch die Stadtgärtnerei und die Untere Naturschutzbehörde sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger eingebunden.

Heute präsentieren sich die Flächen der Regenrückhaltebecken als Biotope mit unterschiedlichen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Dazu gibt es nun Informationen vor Ort. Wo befinden sich magere Wiesenflächen mit Salbei und Margeriten? Es gibt Erläuterungen zu den aktuell nicht übersehbaren feuchten Wiesenbereichen, dort wächst Schilf mit Binsen und die Bereiche dienen als Lebensraum für Amphibien.

Am Südhang sieht die Vegetation deutlich anders aus, denn dort ist es vergleichsweise trocken und warm. Anpflanzungen von Bäumen und Sträuchern tragen mit zur pflanzlichen Vielfalt bei und dienen zudem als Nahrungs- und Fortpflanzungsstätte für Insekten, Reptilien und Vögel.

Ein ganz zentraler Baustein in der Pflege der Regenrückhaltebecken sind die Mäharbeiten, die verschiedene Kriterien wie Zeitpunkt und Häufigkeit zu beachten haben. Regelmäßig mit Balkenmäher oder Motorsense durch und an den Becken entlanglaufen, dies lässt keine Biotope entstehen. Gemäht wird daher selten. Einmal pro Jahr, hier und dort auch zwei Mal, aber nicht mehr. Und die Flächen werden auch zeitlich versetzt gemäht. Mal Ende Juni oder jedes zweite Jahr Ende September/Anfang Oktober. Und wenn gemäht wird, dann so, dass Kleinlebewesen am Boden möglichst nicht zu Schaden kommen.

Zeitpunkt und Häufigkeit des Mähens haben Auswirkungen auf Pflanzen- und Tierwelt. Und der richtige Zeitpunkt gibt zum Beispiel spät blühenden Wildpflanzen erst die Möglichkeit zu wachsen, denn der Schnitt schafft Platz und Raum.

Als dies darf natürlich nicht dazu führen, dass die Regenrückhaltebecken ihre technische Funktion verlieren. Um den notwendigen Ablauf zu gewährleisten und damit das Mähgut bei starken Regenfällen nicht den Ablauf verstopft, wird es gesammelt und abtransportiert. Das hat auch den Effekt, dass es nicht als Dünger wirkt und daher der magere Boden erhalten bleibt, der wiederum eine größere Artenvielfalt ermöglicht.

Wie Mira Stockmann mitteilt, werden die Folgen des versetzten Mähens auf die Vegetation jährlich geprüft und gegebenenfalls angepasst. In den Randbereichen der Becken gibt es dann sogar Flächen, die das komplette Jahr über nicht gemäht werden und unberührt bleiben. Dort bieten sich im Herbst und Winter Rückzugsorte für Insekten. (Quelle Stadt Limburg)