ROTENHAIN/HACHENBURG. Für eine Woche wurden Akkuschrauber und Hubwagen gegen Pinsel und Farbtöpfe getauscht: In den Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn am Standort Rotenhain erlebten über 40 Beschäftigte eine besondere Abwechslung vom gewohnten Arbeitsalltag.
Im Rahmen des Kunstprojekts „Kreativ und Inklusiv“ verwandelte sich die Werkstatt in ein offenes Atelier. Unter professioneller Begleitung der Hachenburger Künstlerin Daniela Kunz (Druckwerke Zuckerstein) und gemeinsam mit engagierten Auszubildenden gestalteten die Teilnehmenden individuelle Kunstwerke zum Thema „Das mag ich gerne“.
Werkstattarbeit mit Perspektive
In der Regel stehen in Rotenhain Arbeitsaufträge aus Montage, Verpackung und Dienstleistung im Mittelpunkt. Dass der gewohnte Werkstattbetrieb in der Kunstwoche für einige Beschäftigte ruhte, unterstreicht die Besonderheit des Projekts – und zeigt zugleich, was moderne Werkstattarbeit heute ausmacht: Raum für Entwicklung, Teilhabe und das Sichtbarmachen individueller Stärken.
„Das Projekt ‚Kreativ und Inklusiv‘ zeigt sehr deutlich, worum es in unserer Werkstattarbeit geht: Menschen zu stärken, ihre Fähigkeiten zu fördern und ihnen Raum für kreative Entfaltung zu geben. Es geht darum, dass jede und jeder Einzelne gesehen wird – und stolz auf das sein kann, was er oder sie schafft“, betont Jana Müller, Sozialer Dienst der Caritas-Werkstatt in Rotenhain.
Unterstützt wurden die Künstlerinnen und Künstler von Auszubildenden der Fachrichtungen Erziehung und Heilerziehungspflege, die ihre schulische Ausbildung an der BBS Westerburg oder an der Marienschule Limburg absolvieren. Für sie war das Kunstprojekt eine praxisnahe Gelegenheit, den Arbeitsalltag in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung kennenzulernen – und Teil eines inspirierenden Prozesses zu sein.
Die Projektwoche wurde durch eine großzügige Spende der Firma Zoth aus Westernohe ermöglicht. Dank dieser Unterstützung konnten sowohl das Material für die Kunstwoche als auch die engagierte Künstlerin finanziert werden.
Kunst mit Ausstrahlung – Vernissage in der Westerwaldbrauerei
Höhepunkt der Projektwoche war die feierliche Vernissage in der Westerwaldbrauerei Hachenburg. Rund 100 Gäste – darunter die Künstlerinnen und Künstler mit ihren Angehörigen, Fachkräfte sowie Unterstützerinnen und Unterstützer – feierten gemeinsam die entstandenen Werke in einem stimmungsvollen Rahmen.
Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten der Westerwaldbrauerei statt und bot ein passendes Ambiente für die Präsentation der vielfältigen Arbeiten. Für das leibliche Wohl war ebenfalls bestens gesorgt – mit gutem Essen und Getränken, die zum Verweilen und Austauschen einluden.
„Ich bin richtig stolz auf mein Bild. Es zeigt meine Lieblingssachen – und jetzt sieht es jeder. Das fühlt sich gut an,“ freute sich eine der teilnehmenden Künstlerinnen über den rundum gelungenen Abend.
Zufrieden zeigt sich auch Daniela Kunz, Künstlerin von Druckwerke Zuckerstein aus Hachenburg: „Diese Woche war für mich eine große Bereicherung. Die Offenheit, die Freude am Malen, die echten Begegnungen – all das hat mich tief beeindruckt. Ich habe nicht nur begleitet, sondern auch viel gelernt.“
Auf dem Weg zur Jury – und vielleicht in den Kunstkalender
Nach der Ausstellung in Hachenburg treten die Werke nun ihre Reise nach Mainz an. Dort werden sie von einer Fachjury des Landesamts für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) bewertet. Besonders begehrt sind Plätze im inklusiven Kunstkalender 2026, in der landesweiten Wanderausstellung oder sogar in der Dauerausstellung des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung.
„Kreativ und Inklusiv“ steht exemplarisch für eine moderne Werkstatt, in der berufliche Teilhabe, wirtschaftliches Arbeiten und individuelle Entwicklung Hand in Hand gehen. Dass die Beschäftigten ihre gewohnten Werkzeuge für ein paar Tage gegen Kunstmaterialien eintauschten, war mehr als nur kreative Abwechslung: Es war ein Zeichen dafür, wie vielfältig Talent und Ausdruck sein können – auch und gerade am Arbeitsplatz. (Caritas WW)