Die Stadt Montabaur geht mit gutem Beispiel voran: 20 % des Stadtwaldes wurden in Naturwald überführt und damit komplett aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen. Mit diesem Schritt ist Montabaur Vorreiter in Rheinland-Pfalz und setzt auf mehr Artenvielfalt, Klimaschutz und natürliche Waldentwicklung. Rund 300 Hektar Stadtwald sind jetzt Naturwald – ein starkes Signal für Klimaschutz und Artenvielfalt. Auf einer Exkursion in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald haben sich Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher, Revierförster Steffen und einige Ratsmitglieder informiert, wie sich unberührte Natur in wenigen Jahrzehnten zu wertvollen Lebensräumen entwickeln kann – für kommende Generationen und lebendige Wälder.
Wald leistet einen großen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Vor allem zusammenhängende Flächen sind dabei wichtig. Mit dem 2-Prozent-Wildnis-Ziel hat sich Deutschland 2007 vorgenommen, bis 2030 mindestens 2 % der Landesfläche in Wildnisgebiete zu verwandeln, in denen die Natur sich frei entwickeln darf. Derzeit sind jedoch lediglich 0,62% in Deutschland als großflächige Wildnis gesichert. Um hier einen Beitrag zu leisten, hat der Stadtrat im Mai 2023 beschlossen, 20% des Stadtwalds in einen Naturwald, also ein Wildnisgebiet, zu überführen.
„Nach der Zustimmung des Landesforstamtes wurde die Bewirtschaftung der ausgewiesenen Flächen Anfang 2024 eingestellt. Seitdem sind wir auf einem sehr guten Weg“, berichtet Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher, der das Thema als ehemalige Referentin für Umwelt, Klima und Forsten eine absolute Herzensangelegenheit ist. Schon in jungen Jahren absolvierte sie eine Ausbildung zur Gärtnerin mit der Fachrichtung Baumschule.
Der Stadtwald Montabaur erstreckt sich über 1.300 Hektar – das entspricht rund 1.800 Fußballfeldern – und reicht von den Tieflagen des Gelbachtals bis auf 540 m ü. NN in die Hochlagen der Montabaurer Höhe. Insgesamt wird damit eine Fläche von 294,1 Hektar verteilt auf vier Gebiete aus der forstlichen Nutzung genommen. Innerhalb dieser Waldfläche wird somit dem Natur- und Artenschutz konsequent Vorrang eingeräumt. Dies bezieht sich auf jegliche Behandlung der Flächen mit Ausnahme von Maßnahmen zur Herstellung der Verkehrs-, Betriebs- und Arbeitssicherheit in den Pufferzonen.
Um einen Blick in die Zukunft zu erhalten, organisierte Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher eine Fahrt in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der bereits vor 10 Jahren (mit Eröffnung des Nationalparks) entsprechende Flächen aus der Bewirtschaftung herausgenommen hat. An der Exkursion nahmen neben der Stadtbürgermeisterin auch Revierförster Steffen Koch sowie Mitglieder der Arbeitsgruppe Wald, des Umweltausschusses und des Stadtrates teil.
Unter der Führung des Biologen Jörg Dietrich konnten die Teilnehmer auf einer dreistündigen Exkursion durch den Nationalpark einen Überblick über Biologie, Ökologie und Nachhaltigkeit eines jungen Urwaldes erfahren. So wurde ein Holzsteg über einer Moorfläche angelegt, damit sich das Moor weiterhin natürlich entfalten kann, aber Besucher dies auch bewundern können ohne etwas zu zerstören. Moore bieten zahlreichen bereits geschützten Pflanzen und Tieren einen Lebensraum.
„Der Besuch und die Entwicklung des Nationalpark Hunsrück-Hochwald haben uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir freuen uns auf die natürliche Dynamik des Waldes in den nächsten Jahrzehnten“, resümiert Leicher.
BAT-Konzept:
BAT steht für Biotop-, Alt- und Totholz und ist ein ökologisches Konzept der Landesforsten Rheinland-Pfalz. Ziel ist es, die Waldbewirtschaftung und den Natur- und Artenschutz miteinander zu verbinden und die biologischen Vielfalt im Wald zu erhalten. Es sieht vor, Biotopbäume (Bäume mit besonderen Merkmalen wie Höhlen oder Blitzschäden), Altbäume und Totholz in Gruppen zusammenzufassen und aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. Es dient der Sicherung von Lebensräumen für Pflanzen, Tiere und Pilze sowie dem Erhalt der biologischen Vielfalt im Wald. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit durch die räumliche Konzentration der Risikoelemente erhöht, indem bestimmte Flächen als unberührte Waldrefugien ausgewiesen werden. Das BAT Konzept ist fester Bestandteil der Forstarbeit der Stadt Montabaur und wurde vom Stadtrat beschlossen. Es spielt in der Umsetzung des 20% Ziels der Stadt Montabaur eine wesentliche Rolle. (VG Montabaur)