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Wohnungslosenhilfe: Sechs Verbandsgemeinden, Caritas und Diakonie nehmen gemeinsam an Modellprojekt des Landes teil
WESTERWALDKREIS. Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales sind in Deutschland 262.600 Menschen ohne Wohnung (Stand Dezember 2022). Rund 38.500 Personen davon leben tatsächlich auf der Straße, die anderen finden privat Unterkunft oder in öffentlichen Einrichtungen. Auch in Rheinland-Pfalz sind viele Menschen von Wohnungslosigkeit bedroht bzw. bereits betroffen. Um dem entgegenzuwirken, hat das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung das Programm „Housing First“ ins Leben gerufen. Das Projekt wird zunächst in den kommenden drei Jahren an drei Standorten im Land getestet: neben Landau und Koblenz, gibt es Housing First nun auch im Westerwaldkreis. Die Förderbescheide übergab Sozialminister Alexander Schweitzer in Westerburg an die Verantwortlichen.

Die Verbandsgemeinde Westerburg hatte stellvertretend für alle anderen Beteiligten die Bewerbung und Organisation für das Projekt übernommen.
Aktuell nehmen sechs der zehn Verbandsgemeinden im Westerwaldkreis an dem Programm Housing First teil, nämlich Westerburg, Montabaur, Bad Marienberg, Höhr-Grenzhausen, Rennerod und Wallmerod. Projektpartner der Verbandsgemeinden sind der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn und das Diakonische Werk Westerwald, die mit entsprechenden Fachkräften die professionelle und persönliche Begleitung der hilfebedürftigen Menschen übernehmen.
Housing First ist nicht das erste staatliche Hilfsangebot für Wohnungslose, aber es geht einen neuen Weg. Andere Angebote wie betreutes Wohnen oder der Aufenthalt in Notunterkünften sind nämlich zumeist an Auflagen geknüpft, wie beispielsweise das generelle Verbot des Konsums von Alkohol oder einer Mitwirkungspflicht am Hilfeprozess. Housing First stellt solche Bedingungen nicht. Hier steht vielmehr die Vermittlung eines regulären Wohnraums am Anfang des Hilfeprozesses. Eine niedrigschwellige, weitestgehend auflagenfreie Wohnraumversorgung bildet die Grundlage des Ansatzes. Gleichzeitig sind wohnbegleitende Hilfen zur Unterstützung des Wohnungserhalts und zur Verbesserung der sozialen Probleme essenzieller Bestandteil des Programms. „Housing First ist als künftige Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten der Obdachlosen- und Wohnungslosenhilfe gedacht“, betonte Alexander Schweitzer bei der Übergabe des Bewilligungsbescheids.
Durch das niederschwellige Angebot hoffe man, so der Minister, dass Menschen schneller wieder aus der Obdachlosigkeit herausfinden. „Wohnungslosigkeit ist längst kein Problem des städtischen Raums alleine, auch wenn es sich dort stärker zeigt. Wohnungslosigkeit findet da statt, wo Menschen sind. Daher war es mir wichtig, mit dem Projekt auch in den ländlichen Raum zu gehen, auch hier gibt es Bedarf“, machte Schweitzer deutlich und lobte in Richtung der beteiligten Verbandsgemeinden, der Caritas und der Diakonie: „Aus diesem Grund bin ich froh und dankbar, dass Sie bereit sind, sich dem Projekt zu stellen.“
Der Housing-First-Ansatz stammt ursprünglich aus den USA. Projekte in Deutschland sowie zahlreichen anderen Ländern Europas und den USA zeigen hohe Erfolgsquoten im Hinblick auf eine dauerhafte Wohnstabilität und damit die Beendigung von Wohnungslosigkeit. Mit dem Housing First-Ansatz wird das Recht auf Wohnen als Grundbedürfnis in den Mittelpunkt gerückt. Sollte das Modellprojekt einen erfolgreichen Verlauf nehmen, könnte Housing First in der Wohnungslosenhilfe dauerhaft etabliert werden, erhoffen sich die Verantwortlichen. „Dann haben wir im Land eine weitere Säule zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit“, unterstrich Sozialminister Schweitzer.
Um die unmittelbare Begleitung und Beratung der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen im Rahmen des Housing-First-Projektes im Westerwaldkreis kümmern sich Nadine Kröller (Diakonie) und Christopher Müller (Caritas). Während Kröllers Aufgabengebiet in den Verbandsgemeinden Westerburg, Bad Marienberg und Rennerod liegt, ist Müller Ansprechpartner für Hilfesuchende im südlichen Kreisteil, also in den Verbandsgemeinden Montabaur, Höhr-Grenzhausen und Wallmerod. Für die Wohnraumakquise sind in erster Linie die Verbandsgemeinden verantwortlich. Meldet sich bei der jeweiligen Verbandsgemeindeverwaltung jemand wohnungslos, wird auf Wunsch der Kontakt mit der Diakonie bzw. Caritas vermittelt. In einem Erstgespräch holen sich Sozialpädagogin Nadine Kröller bzw. Sozialarbeiter Christopher Müller erste Informationen und entscheiden, ob die betroffene Person für das Projekt Housing First infrage kommt. Natürlich stehen sie mit Rat und Tag zur Seite und vermitteln dabei im Bedarfsfall auch an andere Dienste und Angebote von Diakonie oder Caritas. (Quelle Caritas WW)