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Gewalt ist mehr, als du denkst
Kinderschutzbund Westerwald erinnert an den „Tag der gewaltfreien Erziehung“ am 30. April
In den Jahren 2022 und 2023 hat der Kinderschutzbund das Thema psychische Gewalt zum Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht, denn Gewalt definiert sich nicht allein durch physische Taten. Jegliche Handlungen, die einem Kind Schaden zufügen, seien sie verbal oder körperlich, sind seit 20 Jahren per Gesetz verboten. Der Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April soll daran erinnern.
Körperliche Gewalt gegenüber Kindern ist nicht erlaubt, das ist den meisten klar. 
Ein kleiner Klaps auf den Po oder den Hinterkopf zählen für einige gar nicht, jedoch hinterlassen auch diese Handlungen Spuren in der Kinderseele und zählen als Gewalttat. Nicht jedem ist bewusst, was unter psychischer Gewalt zu verstehen ist. Einem Kind Angst zu machen, es zu erniedrigen, zu strafen, ein Kind zum Aufessen zu zwingen, es zu beleidigen oder psychischen Druck auszuüben, damit es tut, was man von ihm möchte. All dies sind Beispiele psychischer Gewalt. Gerade bei jungen Menschen wirkt diese Form nachhaltig, denn sie wissen sich oft nicht zu helfen.

Gehör finden Kinder, die sich vertrauensvoll an das Sorgenbüro und die SchulsozialarbeiterInnen des Kinderschutzbundes Westerwald wenden können. 
„Es kommen auch immer wieder Kinder zu uns, die von Gewalt betroffen sind. Viele sind belastet und verunsichert. Vor allem Kinder aus Familien, die in den vergangenen Jahren an ihre Belastungsgrenzen gekommen sind“, sagt Christel Kaiser, Teamleiterin der pädagogischen MitarbeiterInnen. Das „Mobile Sorgenbüro“ gibt es bereits seit knapp 30 Jahren. Derzeit sind wir an 15 Grundschulen in den Verbandsgemeinden Montabaur, Höhr-Grenzhausen und Selters und an 2 Realschulen plus in der Verbandsgemeinde Montabaur für hilfesuchende Kinder und Jugendliche dar. Zehn sozialpädagogische Fachkräfte sind in der Regel wöchentlich, teilweise aber sogar bis zu viermal pro Woche an den Schulen, um den Kindern und Jugendlichen Zeit zu schenken und Unterstützungsmöglichkeiten herauszuarbeiten. 
Ziel ist es im ersten Schritt, das Selbsthilfepotential der Betroffenen zu fördern. Die pädagogischen Fachkräfte selbst erhalten regelmäßig Supervision und werden in Fortbildungen professionell weitergebildet.
„Oft wollen Kinder ihre Eltern nicht noch mehr mit ihren Sorgen belasten und stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Sie spüren, dass ihre Eltern ohnehin angespannt sind und keine Zeit haben.“, sagt Christel Kaiser. „Die meisten Eltern wollen ihre Kinder gewaltfrei erziehen“, sagt sie. Viele Eltern seien offen für Beratung oder die Vermittlung zu anderen Hilfsangeboten, beispielsweise zu dem Elternkurse des Kinderschutzbundes „Starke Eltern, starke Kinder®️ “. Meistens sei der Einbezug des Jugendamtes nicht nötig, dafür sei die Schwere der Gewalt maßgeblich.
Die Schuljahressachbericht 2021/2022 des Kinderschutzbundes Westerwald hat gezeigt: Kinder und Jugendliche brauchen diese Anlaufstellen mehr denn je! Im Vergleich zum Schuljahr davor, welches von Lockdowns und Onlineunterricht geprägt war, haben ca. 35% mehr Gespräche mit Kindern stattgefunden. Corona wird kaum noch thematisiert, die Kinder und Jugendlichen beschäftigen Themen wie Krieg, Klimawandel und Fluchterfahrungen. Verzeichnet wurde aber auch verschiedenste Ängste, Konflikte mit Familienmitgliedern oder MitschülerInnen. Psychische Probleme schlagen sich in der Statistik deutlich nieder. Betroffen sind Jungen wie Mädchen nahezu gleichermaßen.
Die Sorge um den Arbeitsplatz, Geldnot, Stress, Krankheiten, all dies bringt Eltern heutzutage in Nöte, die sie manchmal – auch ungewollt oder unbewusst - an ihren Kindern auslassen.
Klar ist, dass Schulen ebenso wenig wie Kindertageseinrichtungen nicht nur Aufbewahrungsorte für Kinder sind, sondern auch wichtige Beziehungs-, Lern- und Bildungsorte, die mehr öffentliche Aufmerksamkeit, Gelder und Zukunftskonzepte benötigen!
Der Tag der gewaltfreien Erziehung soll Eltern, ebenso wie Pädagogen und Pädagoginnen dazu auffordern, ihre Erziehungskompetenz zu reflektieren und zu stärken. Er erinnert daran, dass die gesamte Gesellschaft Verantwortung für ein gesundes Aufwachsen aller Kinder trägt. Die Plakat-Kampagne des Kinderschutzbundes „Gewalt ist mehr, als du denkst“ soll Aufmerksamkeit schaffen und wird ab Mitte April 2023 in vielen Großstädten bundesweit ausgerollt werden.

Weitere Informationen: 
www.kinderschutzbund-westerwald.de - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Quelle Kinderschutzbund WW)