Bei aller Geduld, die es erneut brauchte, um den Neusser EV im dritten Vergleich in der laufenden Saison zum dritten Mal zu schlagen: Der 7:2 (1:0, 3:2, 3:0)-Heimsieg der EG Diez-Limburg im Heimspiel der Regionalliga West war am Ende das bisher deutlichste Ergebnis gegen erneut tapfer kämpfende Gäste, die im zweiten Drittel phasenweise die bessere Mannschaft waren. Einmal mehr überragend bei den Rockets: Joey Davies und Matt Fischer machten jeweils sieben Scorerpunkte und waren damit an allen (!!!) EGDL-Toren beteiligt.
„Jungs, wir brauchen Geduld.“ Nicht selten bekommen die Rockets-Akteure von ihrem Trainer in dieser Saison diese Worte mit auf den Weg, bevor es raus geht auf das Eis. Auch am Freitagabend war das so am Diezer Heckenweg, denn mit Neuss empfingen die Gastgeber eine Mannschaft, die kompakt sehr gut steht, sich auf einen starken Keeper Ken Passmann verlassen kann und obendrein jederzeit in der Lage ist, mit schnellen Kontern Gefahr auszustrahlen.
Im ersten Drittel jedoch war besonders offensiv nur sehr selten etwas zu sehen vom NEV. Zu überlegen agierten die Rockets, die zwar auf Steve Themm, Florian Böhm, Tim Ansink, Dennis Stroeks und Kim Mainzer verzichten mussten, aber dennoch mit allen drei Reihen den Gegner klar im Griff hatten. Die frühe Führung durch Matt Fischer nach vier Minuten passte ins Bild. Was fehlte, waren weitere Treffer, mit denen die EGDL noch früher die Weichen deutlich auf Sieg hätte stellen können. Gleich mehrfach parierte Passmann in höchster Not und verhinderte weitere Gegentore. Dass es „nur“ 1:0 für die Rockets stand, war durchaus eine Randnotiz wert, passte aber auch in das, was der Trainer vor dem Spiel gesagt hatte: „Wir brauchen Geduld.“
Mit dem zweiten Treffer der Gastgeber im zweiten Abschnitt schien der Abend dann doch seinen erhofften Gang zu nehmen. Joey Davies traf zum 2:0 (23.) und belohnte damit spielstarke Rockets. Doch die schalteten in der Folge zu viele Gänge zurück, getreu dem Motto: Wird schon. Wurde es auch, und zwar genau das Spiel, dass der Trainer erwartet hatte - für den Fall, dass man Neuss nicht über 60 Minuten fordert. Die Gäste verkürzten durch Maximilian Stein auf 1:2 (26.) und leiteten damit einen ersten Wendepunkt im Spiel ein. Fortan sollte der NEV über zehn Minuten die klar bessere Mannschaft sein. Gleich mehrfach tauchten die Gäste gefährlich vor EGDL-Keeper Constantin Schönfelder auf. Und der Jubel war berechtigterweise groß, als Jaime Lindt (33.) zum Ausgleich einnetzte.
Neuss machte in dieser Phase nur einen Fehler: Man versäumte es, selbst in Führung zu gehen. Die Chancen hierfür waren da, aber eben auch ein Schönfelder im Rockets-Kasten, der gleich mehrfach ganz stark parierte. „Jungs, wir brauchen jetzt ein Tor“, feuerte Konstantin Firsanov seine Mannen kurz vor Schluss des zweiten Drittels an. Man wollte mit einem guten Gefühl in die Pause gehen und das Drittel zumindest nicht verlieren. Am Ende brauchte es dann aber nur 11 Sekunden, um den zweiten Abschnitt sogar noch zu gewinnen.
Firsanov traf zunächst auf starke Vorarbeit von Fischer und Davies 25 Sekunden vor der Pause zur erneuten Führung (40.). Und nur elf Sekunden später zappelte die Scheibe erneut im Netz - diesmal hatte Fischer auf Vorarbeit von Davies und Firsanov getroffen (40.). Das Drittel war knapp mit 3:2 gewonnen, auf der Anzeigentafel stand in Summe eine 4:2-Führung. Die Rockets waren wieder in der Spur.
Im letzten Drittel ließen die spielfreudigen Hausherren noch drei weitere Treffer folgen: Firsanov traf zum 5:2 (47.), Philipp Maier zum 6:2 (48.), Joey Davies zum 7:2-Endstand (51.) - in einem fairen Spiel, in dem die EGDL nur eine einzige Strafe kassierte. Auf der Gegenseite musste Dominick Thum in der 52. Minute vorzeitig zum Duschen - nach einem Schlittschuhtritt, den ehrlicherweise niemand im Rockets-Lager gesehen hatte. „Der Spieler stand nicht einmal auf dem Eis“, sagte NEV-Trainer Daniel Benske, der die Gastgeber zur Aufklärung der Situation um die Zuspielung des Videomaterials bat. Die EGDL spielte die Überzahlsituation herunter, ohne auch nur ein einziges Mal mit der Powerplay-Formation auf das Eis zu gehen.
„Der Sieg für Diez-Limburg geht natürlich in Ordnung, Glückwunsch an die Rockets“, sagte Benske. „Wir haben im zweiten Drittel unsere Stabilität gefunden und einen tollen Job gemacht. Da waren wir phasenweise die aktivere Mannschaft und hatten gute Möglichkeiten. Wenn du dann aber kurz vor dem Ende innerhalb von Sekunden zwei Gegentore kassiert, bist du natürlich erstmal wieder ein bisschen enttäuscht.“
Arno Lörsch lobte vor allem den Start seiner Mannschaft in die Partie: „Wir sind gut aus der Kabine gekommen, machen viel Druck, gehen in Führung. Danach bleiben wir zunächst geduldig, geben das Spiel nach dem 2:0 aber für zehn Minuten komplett aus der Hand. Da war Neuss die bessere Mannschaft und wir haben uns auf etwas ausgeruht, was wir bis dahin noch gar nicht erreicht hatten. Die zwei schnellen Tore am Ende des zweiten Drittels haben uns dann natürlich geholfen. Ich denke, das Ergebnis ist am Ende ein bisschen zu hoch ausgefallen. Aber wir haben in der Summe erneut alle Drittel gewonnen und sind natürlich zufrieden, auch wenn wir heute nicht unser attraktivstes Spiel gezeigt haben.“