„Was Klimawandel heißt, können wir am Waldzustand ablesen,“ sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer heute im Rahmen einer auswärtigen Kabinettsitzung im Forstamt Donnersberg. Deswegen sei die Landesregierung entschieden im Kampf gegen den Klimawandel und gegen das Waldsterben. „Der Wald ist nicht nur unsere grüne Lunge, er ist auch die größte CO2 neutrale Industrie, die wir haben. Der Wald liefert Sauerstoff und bindet das klimaschädliche CO2. Er liefert Brennholz, Baustoff und Erholung. Wir brauchen den Wald, deswegen werden wir die Waldbesitzenden weiter dabei unterstützen, den Wald zu erhalten. 2019 haben wir die Walderklärung verabschiedet und Hilfen zugesichert. Im Nachtragshaushalt haben wir im März dem Landesbetrieb Landesforsten 46,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um das Defizit auszugleichen, das aufgrund der Klimaschäden und daraus resultierender niedriger Holzpreise sowie der erhöhten Kosten für die Waldpflege entstanden ist“, so die Ministerpräsidentin.
Die Ministerratssitzung mit Vertreterinnen und Vertretern der Waldbesitzenden, der Umweltverbände und weiterer Akteure der Waldpolitik stand diesmal vollkommen im Zeichen des Waldes und der katastrophalen Schäden, die die Klimakrise dort anrichtet. „Dies ist nicht nur für das Ökosystem ein Desaster, sondern auch eine Herkulesaufgabe für Waldbesitzende“, so Forst- und Umweltministerin Ulrike Höfken. Sie berichtet: „Jedem Quadratmeter Waldboden fehlen im Schnitt 210 Liter Wasser. Dies muss ein Weckruf für uns alle sein. Unser Wald ist in höchstem Maße bedroht. Es geht längst um die Frage, wie wir die Existenz unserer Wälder in unserem Land retten können. Die Auswirkungen sind im ganzen Land unübersehbar, mittlerweile sterben nicht nur die Fichten ab, sondern auch Laubbäume, die bislang noch besser mit Trockenheit zurechtgekommen sind. Das wirkt sich immens auf die Wiederbewaldung aus, denn vor allem junge Bäume mit noch wenig Wurzelmasse kommen kaum an Wasser.“
„Wald und Rheinland-Pfalz – das gehört zusammen. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die grüne Lunge unseres Bundeslandes zu bewahren. Der Wald hat eine wichtige ökologische Funktion, ebenso wichtig ist unser Wald als Naherholungsgebiet für unsere Bürgerinnen und Bürger oder auch als touristisches Ziel. Die lange anhaltende Trockenheit samt Hitzeperioden ist für unsere Waldbestände ebenso schädlich wie für unsere Landwirtschaft“, sagte Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing.
Höfken berichtete: „Rund 25 Millionen Euro hat die Wiederaufforstung der rheinland-pfälzischen Wälder bereits in diesem Jahr gekostet, 5.000 Hektar sind bis 30. Juni angefallen, die wiederbewaldet werden müssen. Zum Vergleich: 2019 waren es 6.500 Hektar, 2018 3.500 Hektar. Dies zeigt: Die Lage im Wald ist dramatisch, je länger die Dürre andauert, desto größer werden die Schäden.“
Die Landesregierung hilft den Waldbesitzenden auch finanziell: In einem Sofortprogramm „Borkenkäferschäden“ werden seit dem vergangenen Jahr im Wald flächenwirksame Maßnahmen zur Schadensbeseitigung, Wegeinstandsetzung und Wiederaufforstung nach Extremwetterereignissen gefördert. Dazu werden Gelder aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) genutzt. Dieses Förderprogramm soll erweitert werden. Etwa, wenn Waldbesitzende ihre Wälder besser an den Klimawandel anpassen wollen und beispielsweise auf Vorausverjüngung setzen, also unter einen bestehenden Fichtenwald junge Buchen pflanzen. Auch die Initiierung und die Übernahme der natürlichen Verjüngung der Bäume soll künftig unterstützt werden. Einer Bundesratsinitiative von Rheinland-Pfalz ist es zu verdanken, dass diese GAK-Mittel für den Wald erhöht wurden. Die Landesregierung setzt sich außerdem dafür ein, dass der Bund weitere Mittel zur Verfügung stellt und Waldbesitzende eine Waldklimaprämie erhalten. Hier sollen Mittel aus der CO2 Emissions-Bepreisung den Waldbesitzenden zugutekommen. So sollen sie dafür sorgen können, dass die Gemeinwohlleistungen des Waldes für die Gesellschaft erhalten bleiben. Einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung hat das Umweltministerium im Januar dieses Jahres an das Bundeslandwirtschaftsministerium adressiert.
Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des GStB und Aloysius Söhngen, Vorsitzender des GStB ergänzten: “Rund die Hälfte der Waldfläche in Rheinland-Pfalz wird von den Gemeinden und Städten bewirtschaftet. Die Schäden durch Käferbefall, Holzpreise auf einem Tiefpunkt und die Erhaltung des Waldes als größtes Outdoor-Areal für Menschen jeden Alters sind eine immense Herausforderung für die Kommunen. Daneben stabilisiert der Wald eine Vielzahl weiterer Ökosystem zum Nutzen der Gesellschaft. Besonders wirksam für den Klimaschutz ist es, wenn Holz aus Baustoff genutzt wird. Hier leisten viele Kommunen bereits Vorbildliches. Diese Ansätze müssen durch Förderungen weiter verstärkt werden.“
„Die Waldbesitzenden benötigen angesichts der Dimension der Waldschäden und der damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen schnell finanzielle Unterstützung, um klimastabile Wälder zu begründen. Dabei sind neben Soforthilfen auch die Ökosystemdienstleistungen, die die Wälder für die Allgemeinheit erbringen, anzuerkennen und zu honorieren“, sagte Christian Keimer, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes für Rheinland-Pfalz.
Sabine Yacoub, BUND-Landesvorsitzende fügte an: „Das Absterben von Laubbäumen ist besorgniserregend. Hier müssen die genauen Umstände untersucht werden, um daraus für die Zukunft zu lernen. Bisherige Untersuchungen haben ergeben, dass geschlossene Laubwaldbestände die höchste Widerstandskraft gegenüber dem Klimawandel haben. Deshalb ist es wichtig, bei den bestehenden Beständen die Bewirtschaftung entsprechend anzupassen und möglichst wenig in sie einzugreifen. Bei der Wiederbestockung von Flächen sollte auf das genetische Potential der heimischen Arten gesetzt werden, statt neue Baumarten zu pflanzen, bei denen wir nicht wissen, wie sie sich verhalten und welche Einflüsse sie auf das Ökosystem haben.“
„Da Klimaschutz der beste Waldschutz ist, setzt sich Rheinland-Pfalz für Erneuerbare Energien ein. Im Ländervergleich ist Rheinland-Pfalz führend bei der Nutzung der Windenergie im Wald. Ende 2019 waren es 452 Windturbinen (1.181 MW), die sich auf Waldflächen in Eifel, Hunsrück, Westerwald und Taunus drehten. Darüber hinaus wird derzeit eine landesweite Analyse durchgeführt, um weitere Potentialflächen für die Nutzung der Windenergie zu ermitteln“, erklärte Höfken abschließend. (Quelle Staatskanzlei Mainz)