Es gibt neue Pläne für die „Alte Lahnbrücke“. Die Verwaltung wartet mit dem Vorschlag auf, auf eine separate Brücke für Radfahrer und Fußgänger zu verzichten, die Brücke im Bestand zu sanieren und die zur Verfügung stehende Verkehrsfläche anders aufzuteilen. Erreicht werden soll dies dadurch, dass der benötigte Schrammbord auf der Seite zum Dom direkt an der Brüstung errichtet wird. Der Magistrat hat diesem Vorschlag zugestimmt und empfiehlt dies auch der Stadtverordnetenversammlung.
„Was wir vorschlagen, ist eine vernünftige Alternative. Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob wir eine weitere Brücke, eine Fähre oder einen Anbau benötigen. Fakt ist, dass der aktuelle Zustand unbefriedigend ist und die Brücke ohnehin saniert werden muss“, macht Bürgermeister Dr. Marius Hahn deutlich. Die geänderte Planung verzichte auf Anbauten und nutze den Bestand, was auch die Kosten reduziere. „Wir brauchen eine Entscheidung, was wir umsetzen wollen – und was wir nun vorschlagen, ist vernünftig und verteilt den Verkehrsraum auf der Brücke mit Augenmaß“, bezieht der Bürgermeister Position.
Seit mehreren Jahren verfolgt die Limburger Stadtpolitik das Ziel, die Verkehrsbedingungen für Fußgänger und Radfahrer beim Überqueren der Lahn zwischen Konrad-Kurzbold-Straße und Westerwaldstraße zu verbessern, ohne die Verkehrsflächen für den motorisierten Individualverkehr zu sehr zu beschneiden. Da der Weg über die „Alte Lahnbrücke“ führt, sind die Verkehrsflächen jedoch sehr begrenzt. Deshalb wurden seit dem Jahr 2008 verschiedene Alternativen nach Lahnquerungen in den Blick genommen, zuletzt der sogenannte Nepomuk-Steg als eigenständiges Bauwerk, dass auf der Stromunterseite an die alte Brücke quasi angehängt werde sollte. Die aus den 1960er Jahren stammende Verbreiterung der alten Lahnbrücke mit Hilfe von Betonkragarmen sollte dafür verschwinden. Die Stegvariante fand in der Stadtverordnetenversammlung jedoch keine Mehrheit.
Der neue Vorschlag sieht vor, die Brücke im Bestand zu sanieren, das heißt, die Kragarme auf der flussabwärts liegenden Seite der Brücke werden ebenfalls saniert. Das Landesamt für Denkmalpflege wird dies genehmigen, wenn die Kragarme im Bestand saniert und nicht erweitert werden. Nach den neuen Planungen steht nach den Arbeiten eine Verkehrsfläche mit einer Breite von 8,75 Metern zur Verfügung. Diese Breite gilt es so zu verteilen, dass dem Fuß- und Radverkehr mehr Platz zur Verfügung steht.
Deshalb soll der Gehweg auf der Seite zum Dom, der deutlich stärker genutzt wird als der Weg auf der gegenüberliegenden Seite, niveaugleich mit der Fahrbahn ausgeführt werden. 2,25 Meter soll der Gehweg insgesamt breit werden und noch mit einem Fahrradschutzstreifen ergänzt werden. Der notwendige Schrammbord als Brüstungsschutz soll dabei direkt an der Brüstung errichtet werden. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein reiner Gehweg mit einer Breite von 1,75 Metern wie im heutigen Bestand vorgesehen. Er wird auch wie heute mit einem Hochbord zu versehen. Damit soll verhindert werden, dass der Gehweg von Autos befahren wird. Der Gehweg liegt auf den Betonkragarmen auf und ist nicht zum Befahren geeignet.
Das ist die Aufteilung der Verkehrsfläche, wenn der Ersatzneubau der Lichfieldbrücke vorgesehen ist. Ab dann ist eine einspurige Führung des Kraftfahrzeugverkehrs angedacht, der in Richtung Innenstadt führt. Die Busse des ÖPNV, der Radverkehr sowie die Rettungsdienste dürfen auch dann noch die Brücke in beide Fahrrichtungen nutzen.
Nach einem Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2017 ist ein Einrichtungsverkehr auf der „Alten Brücke“ möglich, ohne dass es zu einer Überlastung anderer Knotenpunkte im Stadtgebiet kommt. Stadtauswärts ist die Nutzung der Lichfieldbrücke für viele Wege durch die Anbindung der Konrad-Kurzbold-Straße und Weilburger Straße kein merklicher Umweg. Das wird auch durch das Verkehrsaufkommen gespiegelt. Nach dem Verkehrsgutachten wurden auf der „Alten Brücke“ stadteinwärts 6000 Kraftfahrzeuge pro Tag gezählt, stadtauswärts waren es lediglich 3500.
Während der Bauzeit der neuen Lichfieldbrücke ist auf der „Alten Brücke“ noch Verkehr in beide Fahrtrichtungen vorgesehen. Das geht zu Lasten des breiten Gehwegs mit Fahrradschutzstreifen auf der Stromoberseite. Der Gehweg wird mit baulicher Abtrennung zur Fahrbahn 1,25 Meter breit sein. Nach Einschätzung des zuständigen Fachamtes in der Verwaltung erübrigen sich weitere Fuß- und Radwegebrücken, wenn die vorgelegte Planung umgesetzt wird.
Ein komplett niveaugleicher Ausbau der Brücke ist aufgrund der Verkehrsbelastung nicht möglich. Dies ist nach Einschätzung der Verwaltung nur bei einer Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs auf der „Alten Lahnbrücke“ möglich, ansonsten sind die Verdrängungseffekte durch den Kfz-Verkehr zu groß. Selbst bei einem Einrichtungsverkehr ist mit über 400 Kraftfahrzeugen pro Stunde als Spitzenbelastung zu rechnen. Bei einer solch hohen Verkehrsbelastung ist die Ausweisung eines verkehrsberuhigten Bereichs nicht zulässig. Daher wären weitere großräumige Verlagerungen des Verkehrs notwendig, um die Belastung deutlich zu senken.
Aktuell führt die Verkehrsführung auf der Brücke immer wieder zu Konflikten. Die Einführung von Tempo-30 war für den Alltags-Radverkehr schon mal ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nun geht es darum, auch den Fußgängerverkehr, insbesondere mit Blick auf Mobilitätseingeschränkte, zu stärken. Gehwegbreiten wie derzeit von 1,5 Meter auf der Oberstromseite wären nach den heutigen Richtlinien gar nicht mehr zulässig und viel zu schmal.
Der vorhandene Blick auf den Dom führt dort zu vielen Stopps bei Fußgängern und touristischen Radfahrer, die in den warmen Monaten täglich ihre Räder über den Gehweg schieben, um die Aussicht zum Dom zu genießen. Auch die Fahrbahn selbst mit einer Breite von 5,60 Meter entspricht nicht mehr dem heutigen Regelwerk. Begegnen sich Busse, ist eine Fahrbahnbreite von 6,50 Meter vorgesehen, die Mindestbreite beträgt sechs Meter. Die Außenspiegel der Busse ragen derzeit also in den Gehweg.
In den vergangenen Jahren hat die Limburger Stadtpolitik verschiedene Varianten von alternativen Lahnquerungen angedacht, eine Entscheidung für eine der Varianten ist dabei jedoch nicht getroffen worden; Ideen kamen auch vom Altstadtkreis. Ein Brückenneubau in Höhe des Campingplatzes ist geprüft worden, eine Pontonbrücke ist ebenfalls eine eingebrachte Variante ebenso wie eine Brücke über die Lahn auf die Schleuseninsel und von dort aus über den Schleusenkanal in den Schleusenweg, auch eine Lahnfähre stand zur Diskussion und die Restaurierung der „Alten Lahnbrücke“ mit einem Rückbau auf die ursprüngliche Breite und schließlich wurde auch der Bau des Nepomuksteges diskutiert. Die Kosten der verschiedenen Alternativen sind sehr unterschiedlich und bewegen sich zwischen 760.000 und 3,2 Millionen Euro, wobei es sich jeweils nur um geschätzte Kosten handelt. Die Sanierung im Bestand ist die günstigste Alternative. (Quelle Stadt Limburg)