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„Marlies Krämer setzt sich seit Jahrzehnten mit unerschütterlicher Überzeugung und großer Ausdauer dafür ein, dass die selbstverständliche Gleichstellung von Mann und Frau auch im Alltag und in der Politik tatsächlich selbstverständlich wird. Sie ist uns allen, die wir manchmal den Mut verlieren und aufgeben wollen, ein leuchtendes Beispiel“, begründete Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Verleihung des Frauenpreises an die Kommunalpolitikerin, Feministin und Autorin Marlies Krämer.

Die Expertinnen-Jury unter Vorsitz von Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeichnete damit im Rahmen einer Feierstunde am Internationalen Frauentag in der Staatskanzlei mit 160 Gästen Marlies Krämers Einsatz für die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen aus. „Ausgrenzung und Gewalt fangen mit Sprache an. Aber genauso kann Sprache dafür sorgen, dass sich Menschen zugehörig fühlen, nicht ‚mitgemeint‘, sondern richtig benannt und damit angesprochen fühlen. Denn Benennen bedeutet Anerkennen – einer Existenz, einer Identität. Einer Wirklichkeit, in der Frauen ein eigenes Konto haben und gleichberechtigte Staatsbürgerinnen sind. Gerade in dieser Zeit, in der rückwärtsgewandte politische Kräfte und Parteien hart erkämpfte Errungenschaften der Emanzipation rückgängig machen wollen, ist dieser Preis mir persönlich sehr wichtig“, betonte die Ministerpräsidentin. „Bis 1997 hatten alle Tiefs grundsätzlich weibliche Vornamen, alle Hochs hingegen männliche. Dass das jetzt anders ist, haben wir Marlies Krämer zu verdanken“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie habe der sprachlichen Diskriminierung von Frauen erfolgreich den Kampf angesagt. Die heute 82-jährige Marlies Krämer erreichte zudem, dass in deutschen Personalausweisen und Reisepässen heute sowohl die weibliche als auch die männliche Form der Anrede genannt werde und klagte gegen ihre Bezeichnung als „Kunde“ bzw. „Kontoinhaber“ bei der Saarbrücker Sparkasse.

„Seit mir bewusst geworden ist, dass Familienfrauen die fundamentale Arbeit für Staat und Gesellschaft kostenlos zum Nulltarif und ohne Rentenanspruch leisten, lebe ich nach dem Motto: Lieber Staub in der Wohnung als in meinem Kopf. Die Leute sagen, ich wäre männerfeindlich, aber das bin ich nicht. Ich habe drei Söhne großgezogen; ich liebe die Männer. Sie sind für mich das Salz in der Suppe der Politik, der Gesellschaft und des Lebens schlechthin, aber diese Suppe ist inzwischen so versalzen, dass sie immer ungenießbarer wird. Sie muss gewürzt werden mit weiblichem Denken, weiblicher Intuition und weiblicher Kreativität, dann wird sie bekömmlicher für alle – auch für die Männer, die ebenfalls unter diesen nur an Profit orientierten Strukturen leiden“, erklärte Marlies Krämer. Sie freue sich sehr, dass ihr die Ehre dieses Preises zuteilwerde und bedankte sich herzlich bei der Jury, allen voran bei der Ministerpräsidentin.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidentin a.D. der Hochschulrektorenkonferenz, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes sowie der Universität Saarbrücken, bei ihr arbeitet Marlies Krämer als Hilfskraft bevor sie ein sozialwissenschaftliches Studium durchlief. Prof. Dr. Margret Wintermantel würdigte den unermüdlichen Einsatz von Marlies Krämer: „Immer kämpferisch, dabei immer fair in ihrer Argumentation, geht Marlies Krämer keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, wenn es um die Rechte der Frauen bei uns, aber auch um die Rechte von Minderheiten etwa in Kenia, dem Senegal oder im südlichen Indien geht. Sie kämpft für Gerechtigkeit und liebt es gar nicht, Kompromisse einzugehen, die sich als nicht tragfähig erweisen könnten“, hob die Laudatorin hervor.

Marie Juchacz ist Namenspatronin des Frauenpreises

Anlässlich der Preisverleihung gab Ministerpräsidentin Malu Dreyer den künftigen Titel des Preises bekannt: Marie Juchacz ist die Namenspatronin. „Seit ich Politikerin bin, ist Marie Juchacz ein Vorbild für mich. Als Zeichen dafür beginnen meine Reden, wie die von Marie Juchacz schon in der Weimarer Nationalversammlung 1919, mit ‚Meine sehr geehrten Herren und Damen‘“, erklärte die Ministerpräsidentin. Die Benennung des Frauenpreises rücke Marie Juchacz‘ frauenpolitische Vorreiterinnenrolle in den Fokus und würdige ihre Verdienste um die Gleichstellung und die Rechte von Frauen. Der Name wurde aus mehr als 60 Vorschlägen ausgewählt, die Bürgerinnen und Bürger im vergangenen Jahr bei der Staatskanzlei eingereicht haben.

Marlies Krämers Kampf um Gerechtigkeit stehe in einer Linie mit der Namensgeberin des Frauenpreises, unterstrich Ministerpräsidentin Malu Dreyer: „Marie Juchacz hat sich mit großer Klarheit und jahrelangem politischen und sozialen Engagement dafür eingesetzt, dass Frauen in der Politik vorkommen, dass sie selbstverständlich mitgestalten und mitreden können.“

Der Frauenpreis der Ministerpräsidentin wurde am 7. Februar 2019 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts erstmalig verliehen. Ab diesem Jahr werden mit dem Marie Juchacz-Frauenpreis in Form einer bronzenen Frauenskulptur der rheinhessischen Künstlerin Jutta Lutz jährlich am Internationalen Frauentag besondere Verdienste um die Gleichstellung und die Rechte von Frauen ausgezeichnet.

Die Preisträgerinnen werden von einer Expertinnen-Jury aus Wissenschaft, Medien, Kunst und Kultur, gesellschaftlichen Verbänden und frauenpolitisch engagierten Interessengruppen bestimmt. Ihr gehört in diesem Jahr neben Frauenministerin Anne Spiegel die Vorstandsvorsitzende des Verlagshauses Gruner & Jahr, Julia Jäkel, BASF-Vorständin Saori Dubourg, die Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Prof. Dr. Maria Wersig, die BDKJ-Bundesvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Lisi Maier, die Berliner Musikerin Sookee, die Vorsitzende des Landesfrauenbeirates Rheinland-Pfalz, Gisela Bill, die Vorsitzende des Landesfrauenrates, Claudia Rankers, sowie Doris Eyl-Müller als Vertreterin der rheinland-pfälzischen Gleichstellungsbeauftragten auch die Vorjahrespreisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit an. (Quelle Staatskanlei Mainz)